Die Rüdenfest-Sage

Der Sage nach wird die Entstehung dieses Kinderfestes in Aichach auf den Abzug der Schweden zurückgeführt. Andere meinen, das Rüdenfest sei, ähnlich wie der Schäfflertanz in München, nach der Pestzeit entstanden, als sich die Kinder wieder auf die Straße getrauten und fröhlich spielten.
Geschichtsforscher behaupten vielleicht mit Recht, dass das Rüdenfest viel älteren Ursprungs ist. Es entstammt dem mittelalterlichen "virgatum" und sollte eigentlich "Rutenfest" heißen. In seinen Anfängen war es wohl ein von der Schule ausgegangenes Fest. Die Jugend zog in festlichem Zug zum Rutenschneiden vor die Stadt und vertrieb die Zeit mit allerlei Spiel und Kurzweil. Aus dem Jahre 1426 erzählt schon ein Priester Andreas aus Regensburg von einem Gang ins Freie. "Scolares virgatum ibant", heißt es bei ihm, "die Schüler gingen zum Rüteln".

Über das Aichacher Rüdenfest berichtet Konrad Danhauser:
Eigentümlich war früher bis zum Jahre 1852 ein im Juli abgehaltenes Kinderfest, "die Rüden" genannt, welches angeblich zur Erinnerung an die Befreiung von den Drangsalen des 30jährigen Krieges stattfinden soll, und wobei die Schuljugend festlich gekleidet mit ihren Lehrern in der Kirche erscheint, nach dem Gottesdienst sich auf dem freien Platz in einem Kreis aufstellt und ein schön geziertes Lamm, einen Hahn und einige Nebengeschenke verlost; sodann um zwölf Uhr zu Fuß, zu Wagen und zu Pferd, mit Musik und Fahnen einen Umzug in der Stadt, das glückliche Kind mit dem gewonnenen Lamm in der Mitte führend, hält, und sich dann nachmittags von drei bis sechs Uhr auf den benachbarten Sommerkellern unter Aufsicht der Lehrer in Gegenwart der Geistlichen und vieler Eltern belustigt. Gegenwärtig wird das Kinderfest auf den Gottesdienst und auf die Verlosung beschränkt, der mittägige Umzug bis auf weiteres unterlassen und die Unterhaltung auf den Kellern nur in günstigen Jahren gewährt. In den Jahren 1900 und 1906 wurde das Rüdenfest auch noch abgehalten.