Das Köpfhäusl und die Sage der Blutföhre. Nördlich des Schlosses befindet sich das sogenannte Köpfhäusl. Es bildete einst einen Teil der Burgbefestigung. In alten Büchern findet man den Namen "Richtstätte". Auf der rasenbewachsenen Plattform des Bauwerks wurzelte einst eine stämmige Föhre, genannt die Blutföhre, die sich heute im Heimatmuseum befindet. Um die Blutföhre rankt sich folgende Sage:
Zur Zeit Herzog Ludwig des Strengen verlobte sich der ritterliche junge Graf Ulrich von Möring (Mering) mit der anmutsvollen Agnes von Hardenberg. Doch dies weckte den Neid des benachbarten, übel berüchtigten Strauchritters Hans von Eurasburg. Darum versuchte er Ulrich von Möring ins Verderben zu bringen. Bald darauf bot sich ihm ein geeignetes Mittel. Einer seiner Spießgesellen überbrachte ihm einen kostbaren Dolch mit dem eingravierten Wappen seines Gegners. Dieser sollte dem edlen Grafen von Möring zum Verhängnis werden. Kurze Zeit darauf fand man nämlich den Pfleger von Friedberg ermordet auf einsamer Waldstraße. In der Todeswunde stak der Dolch des Grafen von Möring. Wohl richtete sich der Verdacht gegen den gefürchteten Eurasburger Raubritter, doch ließ sich nicht der geringste Beweis erbringen. So wurde Ulrich von Möring als Mörder angeklagt, da der Dolch, mit dem die Tat ausgeführt worden war, sein Wappen trug. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wurde der Graf zum Tode verurteilt und dieses Urteil wurde auch vollstreckt, hatte doch der Landesherr selbst bestimmt, einem Mörder, wer es auch sei, in keinem Falle Gnade zu gewähren. Unter den Mitleidsbezeugungen des herbeigeströmten Volks bestieg der Verurteilte die Richtstätte. Doch bevor er sein Haupt auf den Richtblock legte, sprach er mit lauter Stimme zum Volke: "Meine Seele ist rein, aus meinem Blute soll hier eine Föhre entstehen zum Zeugnis meiner Unschuld!" Dann fiel sein Haupt; bald darauf starb aus Gram auch seine Braut. Nebeneinander fanden sie in der Schlosskapelle der Möringer ihre Ruhestätte. Vom eigentlichen Mörder aber hat man nichts mehr vernommen. Doch das letzte Wort des unschuldig gerichteten ist in Erfüllung gegangen, denn kurz nach dem Tod des unschuldigen Grafen wuchs an der Richtstätte tatsächlich eine Föhre empor.
| Bezug | Friedberg |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Bericht von dem Unrecht das dem Grafen von Mering an der ehemaligen Richtstätte auf dem Schlosshügel geschah. |
| Stadt Friedberg (Hrsg.), Stadtbuch Friedberg, 2 Bände 885 S., Friedberg 1991, S. 754. |
Gemeinde: Friedberg
86316 Friedberg