In der Vorhalle der Kapelle Maria Alber bei Friedberg hängt ein altes holzgeschnitztes Kreuzbild. Der Körper des gekreuzigten Herrn ist auffallend stark nach der rechten Seite hingewendet. Auch das schmerzhafte Angesicht blickt dorthin. Man weiß auch, wie das gekommen ist:
Zur Zeit einer Teuerung und Hungersnot im Lande wanderten zwei Bauern aus der Friedberger Gegend nach Augsburg mit schweren Körben voll Butter und Eiern, die sie den hungernden Städtern gegen teures Geld verkaufen wollten. Es war ein heißer Tag. Müde und erhitzt kamen sie nach Maria Alber, um dort in der kühlen Vorhalle zu rasten, dachten aber nicht ans Beten. Raffgierig und habsüchtig rechneten und spekulierten sie, was für hohe Preise sie in Augsburg für ihre Waren fordern würden. Lachend und vergnügt fielen sie sich in die Arme und sahen sich schon mit einem Batzen Geld im Korb auf dem Heimweg. Der Heiland am Kreuz war stummer Zeuge all ihres sündhaften und frevlerischen Treibens. Mit tiefer Abscheu wandte er sch schmerzlich bewegt zur Seite, um die herzlosen Wucherer nicht mehr zu sehen. Und seit dieser Zeit hat das Christusbild diese Haltung.
| Stadt Friedberg (Hrsg.), Stadtbuch Friedberg, 2 Bände 885 S., Friedberg 1991, S. 755 | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Friedrich Lüers |
| Bezug | Friedberg |
| Anmerkung | Veröffentlicht: Bay. Stammeskunde, Jena o. J., S. 200 f. |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Erzählung über zwei Gewinnsüchtige Bauern. |
Gemeinde: Friedberg
86316 Friedberg