Laut Überlieferung gelobte im Mittelalter ein Friedberger Bürger für die glückliche Rückkehr aus dem Heiligen Land eine Kapelle, die das Hl. Grab in Jerusalem nachahmte (Fundamente des Hl. Grabes wurden bei der Renovierung 1964 im Mittelschiff der Kirche gefunden, das abgebrochene Hl. Grab sollte beim Kirchenneubau in den Chor übertragen werden, was der unerwartete Tod des Bauherrn Franz Dominikus Freiherr von Eckher verhinderte). Eine um 1496 errichtete Kapelle wurde ab 1599 wegen der blühenden Wallfahrt erweitert und 1606 geweiht. 1731-1753 Neubau nach Plänen von Johann Benedikt Ettl.
Breitgelagerter, in drei Schiffe mit überhöhtem Mittelteil klar unterschiedener Bau, an den sich im Osten die dominierende Chorrotunde anschließt. Diese wird flankiert von der doppelgeschossigen Sakristei im Süden und einem entsprechenden Anbau im Norden, der den quadratischen Turm mit reich gegliedertem Aufsatz und geschwungener Haube integriert. Dadurch wird die Rotunde derart in die Gesamtanlage eingebunden, dass sie an der Ostseite nur mehr als halbrunde Apsis in Erscheinung tritt. Zwischen den doppelten Kolossalpilastern hochsitzende, große Fenster, die im westlichen Teil in das breite, umlaufende Bänderfries einschneiden. Über der südlichen Mitte dreieckiger Zwerchgiebel, der ein Querschiff andeuten soll. In der gereckten, leicht vorschwingenden Eingangsfront triumphbogenartige, hohe Nische.
Der Innenraum wirkt im Gegensatz zu der Geschlossenheit des Äusseren weit und licht. Pilastergegliedertes, hallenartiges Langhaus zu zwei Jochen mit drei, durch rundbogige Pfeilerarkaden getrennten Schiffen. Im Westen des höheren Mittelschiffs flach gewölbte Pendentivkuppel, in die halbseitig eine Empore eingebaut ist, im Osten Flachdecke auf Pendentifs; in den Seitenschiffen längsovale Kuppeln auf Hängezwickeln. Elegante Westempore über gerundetem Grundriss, 1745 von Wolfgang Schindel. Die elliptische Chorrotunde mit hoch ansetzenden, kraftvollen Pilastern, die den Höhenzug dieses eigenständigen Raumabschnitts verstärken und in den Stuckbändern der Laternenkuppel fortgesetzt werden.
Laternenstuck und Chorfresken 1738 von Cosmas Damian Asam, eine seiner letzten Arbeiten. Darstellungen der Kuppel: Ratschluss der Erlösung, Sündenfall, Kampf des hl. Michael, Vertreibung aus dem Paradies, dazwischen die vier Erdteile; das Wandbild mit der Anbetung der Könige wurde 1870 übermalt und ab 1964 freigelegt. Alle anderen spielerischen Stuckaturen im Stil des bayerischen Rokoko von Franz Xaver und Johann Michael Feichtmayr, 1737-1740, im nördlichen Seitenschiff 1772 durch Simpert Feichtmayr zum Teil ergänzt. Die Langhausfresken von Matthäus Günther, bezeichnet 1749 im südlichen Seitenschiff, die Bilder des nördlichen Seitenschiffs 1764 und 1772 nach Einsturz eigenhändig erneuert. Die Darstellungen zeigen im Mittelschiff: Verehrung des Apokalyptischen Lammes durch die 24 Ältesten, Jüngstes Gericht, an den Hochwänden Evangelistensymbole und Kirchenväter, in den Seitenschiffen: nördlich Heilung eines Kranken im Teich von Bethesda und Himmelfahrt Christi, südlich Abigail vor David und Krönung Mariä mit Prozession der Bruderschaft.
Die schwungvollen, aus Volutenbändern aufgebauten Altäre in den Seitenschiffen 1753/54, wohl von Johann Wilhelm und Johann Michael Hegenauer. In der Mitte Glasschreine mit hervorragenden Figurengruppen: nördlich das Gnadenbild des Christus in der Rast, um 1496, aus dem Umkreis von Gregor Erhart, Vorbild für zahlreiche Darstellungen in Schwaben; südlich pathetisch bewegte Beweinung Christi von Ägid Verhelst, um 1745. Im Chor ehemalige Seitenaltarblätter von Matthäus Günther, um 1745: hl. Katharina und hl. Barbara sowie hl. Wendelin und hl. Notburga. Prozessionsbild und eine Votivtafel im Chor, 1753 von Sigismund Reis; ebenso von Reis der Kreuzweg, 1762. Figuren der Heiligen Christophorus und Rochus, von Bartholomäus Eberl, um 1723.
Westlich der Kirche das 1727 von Johann Georg Simperl errichtete Priesterhaus, ein zweigeschossiger Walmdachbau.
| Prospekt "Wallfahrtskirche Hergottsruh Friedberg", Schnell Kunstführer Nr. 267. | |
| Tagsüber geöffnet | |
| Erzählart | Ja |
| Errichtung einer Kapelle aus Dankbarkeit für glückliche Rückkehr aus em Heiligen Land. | |
| Lage | Südwestlich der Friedberger Altstadt, über Aichacher Str. und Hermann-Löns-Str. |
| jetziger Zustand | Renovierung und Restaurierung 2003-2007 |
| Entstehungszeit | 1496 errichteter Vorgängerbau 1731-1753 Neubau der Kirche |
| Baumeister Johann Benedikt Ettl, Chorfresken Von Cosmas Damian Asam, Langhausfresken von Matthäus Günther, Stuck von Franz X. u. Johann M. Feichtmayr. | |
| Förderung der Wallfahrt und Initiative zum Neubau der Kirche durch den Augsburger Domherrn Franz Dominikus Freiherr von Eckher. | |
| Votivbilder; Aquarell von Xaver Happacher, um 1830, im Museum; Aquarell Herrgottskirche bei Friedgerg, Gallus Weber 1855, StKunstSlg Augsburg G12437. |
Gemeinde: Friedberg
Hergottsruhstr. 29
86316 Friedberg