Um das Jahr 300, als die Römer das Christentum nach Deutschland brachten, lebte in Augsburg Hilaria mit ihrer Tochter Afra und den Mägden Digna, Eunomia und Eutropia. In den römischen Ländern hatten damals die Christen wegen ihres Glaubens arge Verfolgungen zu erdulden. Bischof Narzissus aus Gerona in Spanien, ein Wanderbischof, wurde vom römischen Kaiser hart verfolgt, so dass dieser aus seiner Heimat floh und nach Augsburg kam. Dort kehrte er mit seinem Begleiter bei Hilaria ein.
Als sich Bischof Narzissus mit seinen Gefährten zu Tische setzte, beteten sie und dankten Gott für die Gaben. Der Bischof segnete zuerst die Speisen, dann aßen sie und bedienten sich gegenseitig beim Mahle. Afra staunte darüber, denn solche Art war ihr fremd. Verwundert fragte sie ihren Gast nach Namen und Herkunft. Der fromme Mann erzählte gerne von seiner schönen Heimat und wie er vor den Häschern des Kaisers wegen seines Glaubens habe flüchten müssen. Begeistert berichtete er von seinem Herrn und Heiland Jesus Christus, der einst als armes Kindlein in der Krippe lag, der durch Judäa, Samaria und Galiläa zog, lehrte, heilte und Tote erweckte. Die ganze Nacht betete und sang der Bischof mit seinen Gefährten. Und als um Mitternacht das Licht in der Lampe verlosch, wollte Afra eilends frisches Öl holen. Der Begleiter des Bischofs aber sprach: "Afra, suche nicht nach dem Licht, das verlöscht! Du sollst himmlisches Licht schauen." Auf das Gebet des Bischofs hin fiel vom Himmel ein Schein in die Kammer, der strahlte heller als die Sonne. Erfüllt von allem, was Afra, ihre Mutter und ihre Freundinnen sahen und hörten, baten sie: „Lasst uns Christinnen werden." Da lehrte sie der Bischof und taufte sie im Jahre 303. Von da an versammelte sich täglich eine kleine Gemeinde von Christen im Hause der Hilaria zum Gottesdienste. Neun Monate blieb der Bischof in der Stadt, dann segnete er die Gemeinde und zog in die Ferne.
Der römische Landpfleger Gajus, der den Verfolgungsbefehl des Kaisers aufs strengste vollzog, hatte erfahren, dass Afra Christin geworden war. Sofort befahl er ihr, den heidnischen Göttern zu opfern. Afra weigerte sich. Da verurteilte sie der Richter zum Scheiterhaufen.
Auf einer Lechinsel wurde um einen starken Pfahl ein mächtiger Holzstoß aufgeschichtet. Die Soldaten banden Afra unbarmherzig an den Pfahl und entzündeten den Holzstoß. Gierig züngelten die Flammen empor und umloderten die Glaubensheldin. Afra starb still und ohne Klagen. Auf wunderbare Weise aber blieb ihr Leichnam unversehrt. Noch in der Nacht kam die Mutter Afras mit einem Priester und begrub den Leichnam am zweiten Meilenstein vor der Stadt. Auch Hilaria musste mit den Freundinnen ihrer Tochter den Martertod erleiden.
An der Stelle, wo einst Afra den Flammentod erlitt, steht heute die Kapelle St. Afra im Felde. Der Lech nämlich grub sich im Laufe der Zeit ein engeres und tieferes Bett und die Insel, auf der St. Afra gemartert wurde, verband sich mit dem festen Land.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl, Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Friedberg, St. Afra |
Gemeinde: Friedberg
86316 Friedberg