Der Niesgeist an der Paarbrücke - Merching

Nach altem Volksglauben geht die Zahl der ruhelosen Seelen in die Legionen, die wegen ihrer Freveltaten nach dem Tode ruhelos umgehen müssen und keine Erlösung finden. Aber es gibt doch viele, die erlöst wurden und in das Reich des Friedens eingehen konnten. Dass dabei heilige Dinge eine große Rolle spielten, ist selbstverständlich. Schon ein "Helf Gott" oder „Alle guten Geister loben Gott, den Herrn" tut bei den Ruhelosen Wunder und bringen ihnen oft die Erlösung.
Wer in früherer Zeit die alte Paarbrücke zwischen Mering und Merching überschritt, wurde durch ein ungemein lautes, heftiges, dreimaliges Niesen in Angst und Schrecken versetzt.
Einmal zog eine Gruppe von Merchinger Bauern schon in aller Herrgottsfrüh nach Friedberg zum Viehmarkt. An der Spitze der kleinen Schar eilte allen voran eine fromme und gottesfürchtige Jung Frau. Als sie sich der Brücke näherte, vernahm sie auf einmal wieder das merkwürdige gellende Niesen. Aber das Mädchen ließ sich nicht einschüchtern und antwortete mit einem andächtigen „Helf dir Gott und allen Armen Seelen im Fegfeuer!" Die Bauern bewunderten ihren Mut. Aber einen Bauernknecht, der als sehr zornig und gewalttätig bekannt war, ärgerten die frommen Worte der Magd und er schrie höhnisch: Verfluacht noamoi! Da huift koa Herrgott net. Da huift bloss der Teifi!" Kaum hatte er den gotteslästerlichen Fluch getan, da traf ihn eine so gewaltige Watschen, dass er im hohen Bogen über die Brücke in die Paar hinunterstürzte und sich dabei alle Glieder brach.
Tatsächlich! Wie man im ganzen Dorf vermutet hatte. Der Frevler starb nach drei Tagen. Der Niesgeist aber war fortan nicht mehr zu hören. Jetzt hatte die Arme Seele ihre Ruhe gefunden. Den Bauernknecht aber hat, weil er ein unbussfertiger Sünder geblieben war, das Böse gepackt und nicht mehr herausgegeben.