Ein Landwirt hatte Unglück im Stall. Die Kühe gaben ihm zu wenig Milch und die Kälber wollten nicht recht wachsen. In seiner Not und Ratlosigkeit ließ er den als Hexenmeister bekannten Spengler Joh. Zehenter aus Welshofen kommen. Der Hexenmeister nahm die Hexenaustreibung vor. Unverständliche Worte murmelnd fuchtelte er mit brennenden Kerzen im Stall herum. "Was hat'n des für an Taug?" meinte der Bauer skeptisch. "Dera Hex müass'n de Fuaß verbrennt werd'n!" sprach der Spengler fachmännisch.
"Woasst, de Hex derf net ganz, sondern bloß schwerkrank g'macht werd'n." Nach dieser Verbrennungsszene sollte der Bauer darauf achten, wer als erster im Ort oder in unmittelbarer Umgebung krank würde. "Des is dann de Hex, de wo schund is an dem Unglück im Stall," sprach der Hexer und hielt die Hand auf für die Bezahlung.
Das Schicksal ereilte die Gütlersehefrau Katharina Müller in Hörbach. Sie war also diejenige, welche die Milch aus dem von ihr verhexten Stall in den ihren gezogen hatte. Zu allem Unglück stellte sich heraus, dass in ihrem Stall das Vieh sichtlich besser gedieh und ihre Kühe mehr Milch gaben als sonstwo. Das hatte aber einen ganz einfachen Grund: Der Gütler Müller, der Mann der vermeintlichen Hexe, war einst als Schweizer im Allgäu aufgewachsen und verstand eben mehr von Milch- und Viehwirtschaft als andere, was man aber nicht anerkennen wollte. So wurde die Frau als Hexe verschrien und die Familie Müller geächtet, so dass sich der arme Mann nicht anders mehr zu helfen wusste, als gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl, Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
| Bezug | Merching |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Die Sage berichtet von einer Merchinger Bäuerin, die als vermeeintliche Hexe angesehen wurde. |
Gemeinde: Merching
86504 Merching