Josef Riß wurde am 30.07.1883 als erstes Kind der Gütlerseheleute Thomas und Eleonara Riß, geb. Strobl, auf dem Anwesen Nr. 28 (Beim Schwarzen Schuster, heute St.-Afra-Str.) geboren. Sein Vater Thomas, der zugleich Oberjäger in der Todtenweiser Jagd des Barons von Sulzemoos (Bruder des Barons von Schaezler, Scherneck) war, tauschte am 25.04.1890 sein Anwesen mit dem etwas größeren Kirchbauern-Anwesen (HsNr. 49, heute St.-Ulrich-Str.) des Georg Brandmeier gegen einen Aufpreis von 2000 Mark mitsamt den Grundstücken ein. Josef heiratete am 25.10.1908 Johanna Schmidberger vom Simmler-Bauern in Binnenbach und übernahm gleichzeitig den elterlichen Kirchbauernhof.
Am 07. November 1911 erfolgte die Bürgermeisterwahl für die Wahlperiode 1912-1917 im alten Schulhaus, dem heutigen Rathaus. Josef Riß wurde mit einem Alter von 28 Jahren zum Bürgermeister von Todtenweis gewählt. Der vorherige Bürgermeister Zachäus Lechner war im Herbst 1911 verstorben.
Nach Ausbruch des I. Weltkrieges am 14. Juli 1914 wurde neben vielen anderen Todtenweisern (Zahl) auch Josef Riß eingezogen. Im Verlaufe der Kämpfe wurde er schwer verletzt und verlor dabei seinen linken Arm. Während seiner Abwesenheit übte der Beigeordnete Heinrich Leopold als Stellvertreter die Amtsgeschäfte aus.
1919 trat Josef Riß der neu gegründeten Bayrischen Volkspartei bei. Riß wurde von dieser Partei für die Wahlen zum Bezirks- und Kreistag nominiert und wurde dann auch in beide Kommunalparlamente hineingewählt und war somit Bezirkstagsmitglied im Bezirk Aichach und Kreistagsabgeordneter im Kreistag Oberbayern. Im Bezirkstag Aichach wurde er zum stellvertretenden Bezirkstagsvorsitzenden gewählt und kam dort auch wegen seiner guten Kenntnisse der wirtschaftlichen Verhältnisse des ganzen Bezirks Aichach in den Steuerausschuss des Bezirkstags. Riß wurde 1919 nach Ende des 1. Weltkrieges als Bürgermeister wiedergewählt und brachte die Gemeinde Todtenweis durch die schwierige Zeit der Zwanziger Jahre mit Inflation, rapidem Preisverfall für Agrarprodukte und Weltwirtschaftskrise. Außerdem wurde er im gleichen Jahr zum Vorsitzenden der Bezirksbauernkammer gewählt.
Als eine seiner größten Leistungen in seiner Amtszeit dürfte die von ihm initiierte Regulierung der Friedberger Ach in den Jahren 1926-1928 und die anschließend in diesem Zusammenhang erfolgte erste Flurbereinigung von Todtenweis, die 1935 zum Abschluss kam, (die zweite erfolgte von 1957-1962) angeführt werden. Josef Riß sah mit Weitblick die aus der Achregulierung und der anschließenden Flurbereinigung sich ergebenen positiven Aspekte voraus. 1925 nahm er die Planungen für dieses Millionenprojekt in die Hand und es wurden dazu die Entwässerungsgenossenschaften Rehling, Todtenweis und Thierhaupten gegründet. Bereits 1926 konnte mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Es wurde nicht nur die Friedberger Ach, sondern auch der durch Todtenweis fliesenden Kabisbach (volkstümlich Litzelbach genannt) reguliert.
Josef Riß wurde bei der Kommunalwahl am 08.04.1929 bereits zum vierten Mal in Folge von den Gemeindebürgern von Todtenweis als Bürgermeister wiedergewählt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme durch die Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 31. Januar 1933 änderte sich auch das politische und gesellschaftliche Leben in Todtenweis grundlegend. Für Bürgermeister Riß war nun das Ende seiner Amtstätigkeit gekommen. Er blieb seiner parteipolitischen Überzeugung treu und trat auch nach der erzwungenen Auflösung der BVP nicht der NSDAP bei, da er sie nach wie vor ablehnte. Die Amtsenthebung von Riß erfolgte deshalb zwangsläufig. Das Bezirksamt verfügte mit Schreiben vom 28. August 1933 das Ausscheiden des Bürgermeisters von Todtenweis aus seinem Amt
Im Mai 1945, nach dem Ende des II. Weltkrieges und der Besetzung Bayerns durch die Amerikaner wurden bereits nach kurzer Zeit wieder Bürgermeister kommissarisch eingesetzt, die im Ruf standen, Gegner des Nationalsozialismus gewesen zu sein. So war auch Josef Riß einer der ersten Bürgermeister im Landkreis Aichach, der von Militärverwaltung wieder in sein Amt eingesetzt wurde. Außerdem wurde von der Militärregierung in Aichach ein Amt für Ernährung und Landwirtschaft gebildet, dessen Vorsitz ebenfalls Josef Riß übertragen wurde. Bei den ersten freien Gemeindewahlen nach Kriegsende wurde am 27. Januar 1946 der neue Gemeinderat von Todtenweis gewählt. Die neuen Gemeinderäte wählten anschließend Josef Riß zum Bürgermeister.
Bei der am 28. April 1946 erfolgten Kreistagswahlen wurde Riß, der nun in die CSU eintgetreten war, in den neuen Aichacher Kreistag gewählt.
Am 1. Dezember 1946 fanden neben der Volksabstimmung über die Verfassung auch die Wahlen zum bayrischen Landtag statt. Josef Riß gewann als CSU-Kandidat die Wahl im Wahlkreis Aichach und zog für 4 Jahre in den bayrischen Landtag ein.
Nicht mehr erfolgreich war Riß jedoch bei der nächsten Kommunalwahl am 25. April 1948. Hier unterlag er für viele etwas überraschend seinem Herausforderer Johann Haberl, der nun Bürgermeister von Todtenweis wurde. Josef Riß zog sich anschließend langsam aus der aktiven Politik zurück. Bei den nächsten Kreistagswahlen und auch bei der Landtagswahl 1950 kandidierte er nicht mehr.
Josef Riß starb am 08. April 1958 im Alter von 74 Jahren in Todtenweis.
| Ämter und Positionen | 1910-1947 Vorstand des Darlehenskassenvereins Todtenweis\r\n1912-1933 u. 1945-1948 Bürgermeister von Todtenweis\r\n1912-1918 Mitglied des Distriktrats (Vorgänger Kreistag)\r\n1919-1933 Mitglied des Bezirkstags (heute Kreistag) von Aichach. dort auch Mitglied des Steuerausschusses\r\nAb 1926 Mitglied des Kreistags (heute Bezirkstag) von Oberbayern (BVP)\r\nAb 1926 Mitglied der Bezirksbauernkammer Aichach\r\n1926 Vorsitzender der Ödlandgenossenschaft zur Entwässerung der Mooswiesen im Bereich der Friedberger Ach\r\n1927-1933 Vorsitzender der Bezirksbauernkammer Aichach\r\n1946 Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung (CSU\r\n1946-1950 Mitglied des Bayerischen Landtags (CSU) |
| Sterbedatum | Todtenweis, 09.04.1958 |
| Geburtsdatum | Todtenweis, 30.07.1883 |
| Quelle | Haus der Bayerischen Geschichte / Parlament\r\nwww.hdbg.de/parlament |
| Besondere Verdienste | Josef Riß war Initiator der Regulierung der Friedberger Ach und der damit verbundenen Ödlandkultivierung (Trockenlegung der Mooswiesen)im Lechfeld von Mühlhausen bis Thierhaupten. Die Ach wurde in einer Länge von ca. 15 km reguliert und das Gebiet zur Entwässerung des Lechfeldmooses umfasste eine Fläche von 1400 ha (4200 Tagwerk), welche zumeist aus versumpften, mit sauren und minderwertigen Gräsern bewachsenen Wiesen bestand. Das Unternehmen, das vom Kulturbauamt Ingolstadt projektiert wurde und unter dessen Oberleitung zur Ausführung kam, beanspruchte einen Kostenaufwand von 1,4 Millionen Mark es waren zeitweise bis zu 500 Arbeiter aus dem Notstandsprogramm der Regierung beschäftigt. Es wurden 2 Wehre mit selbsttätiger Hochwasserableitung in zwei neu angelegte Flutgräben gebaut. An Bauwerken entstanden drei neue Bezirksstraßenbrücken, 16 Feldwegbrücken und es wurden 18 Betonabstürze in die Ach verbaut. Der Erdaushub betrug bis 1929 140 000 Kubikmeter. \r\nDa der Wirkungsbereich jedoch weit über das Gemeindegebiet von Todtenweis hinausreichte und insgesamt 5 Gemarkungen (Anwalting, Mühlhausen, Rehling, Todtenweis, Thierhaupten) umfasste, wurde 1926 der Zweckverband zur Regulierung der Friedberger Ach und Entwässerung des Achmooses mit 600 beteiligten Grundstücksbesitzern aus 15 Orten gegründet. Sitz der Genossenschaft wurde Todtenweis und Josef Riß 1927 zum Vorsitzenden dieser Genossenschaft gewählt. Diese Funktion übte er 28 Jahre aus und legte den Vorsitz erst 1955 aus gesundheitlichen Gründen nieder.\r\nAb 1928 wurde in diesem Zusammenhang eine Flurbereinigung Todtenweis-Thierhaupten durchgeführt, deren zweiter Vorsitzender ebenfalls Josef Riß wurde. |
Gemeinde: Todtenweis