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Unterbernbacher Dorf-Chronik

UNTERBERNBACHER DORF-CHRONIK

ANMERKUNGEN

Eine Kopie der UNTERBERNBACHER DORF-CHRONIK wurde freundlicher Weise von der Familie Franz Heggenstaller, Unterbernbach zur Verfügung gestellt.
Die Transkription der Handschrift wurde mit Genehmigung der Besitzer nach bestem Wissen durchgeführt.
Die damalige Rechtschreibung und Ausdrucksweise aus den verschiedenen Epochen (1655 – 1870) wurde original übernommen

Leider geht durch die Umsetzung in eine Textdatei für die Kulturdatenbank des Wittelsbacher Landes viel von der handschriftlichen Form und dem Eindruck der mühevollen Arbeit und der Freude an der Ausgestaltung für den Leser und Betrachter verloren.
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Weiter gehts zur Chronik!
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BERABACHER DORF-CHRONIK

Aus alten Quellen
des Unterberabacher Pfarrarchivs
geschöpft und gesammelt
von Gg. Aug. Reischl,
Kultur- u. Archiv-Pfleger,
Schrobenhausen,
Sommer 1944

Zum Geleit!

Je geringer der Dokumentenschatz altehrwürdiger Überlieferung, desto dankbarer sind wir kleineren kulturgeschichtlichen Überbleibseln aus alten Tagen.

So fand sich bei der Suche nach alten ortskundlichen Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Unterbernbach ein unscheinbares „Bernbacher Urbar 1780“ mit einigen Einlagen von 1655 und einem Hauptabschnitt:

„Besondere Notizen und Merkwürdigkeiten bei der Pfarrei Unterbernbach, angefangen im Jänner 1847 unter Pfarrer Seraphin Unsin.“

Dieser letztere Teil umfaßt 24 Jahre und reicht bis ins Kriegsjahr 1870.

Ich weiß Unterbernbacher, die in ihrer Liebe zu ihrem Heimatdörfchen es nicht bloß begrüßen, daß ich in diesem Band ein interessantes Stück der „Berabacher Chronik“ der Vergangenheit entrissen habe. Ich bin überzeugt, sie möchten diese Dorfchronik auch ihr Eigen nennen.

Der Weg dazu ist mit dieser Arbeit beschritten.

Der Verfasser.
GG. AUG. REISCHL

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1847

Pfarrkurat Seraphin Unsin von Niederschönefeld erhielt am 18. Januar 1847 die Pfarrei Unterbernbach.
Am 3. Februar erschienen die Berabacher Großbauern „Schmaus“, „Markl“ und „Schröderbauer“ mit drei großen Wagen zu Schönenfeld, um ihrem neuen Pfarrherrn den Hausrat herüberzuführen.

4. Februar 1847 empfing ihn die Gesamtgemeinde Berabach, der Schulverweser Joseph Niedermaier an der Spitze der Jugend.

7. Hornung fing es fürchterlich zu schneien an: das Schneetreiben hielt 10 Tage an, sodaß alle Ortsverbindungen wegen des erdrückenden Schnees und der Eismassen unmöglich wurden.

Mai und Juni waren für die Feldfrüchte sehr günstig. Alles reifte zur herrlichsten Frucht heran. Aber noch war große Teuerung im Lande:

1 Schaff Roggen kostete 36 – 40 Gulden,
1 Schaff Weizen kostete 40 Gulden,
1 Schaff Gerste kostete 18 Gulden,
1 Schaff Habern kostete 10 Gulden

15. Juli 1847 fing man zu Berabach an, den Roggen zu schneiden: allenthalben brachte man in vielen Dörfern und Märkten in der 3. Juliwoche die ersten Getreidefuder mit besonderer Feierlichkeit ein, aus Freude und zum Dank für die gesegnete Ernte.

Am 31.Juli kostete das Korn schon 14 Gulden.
Auch der August war ein schöner Erntemonat.

September 1847 hatte der neue Pfarrherr große Auseinandersetzungen mit Johann Märkl, Müller von Berabach wegen häuslicher Verhältnisse. Und im Oktober veranlaßten ihn einige Gemeindeglieder zu hartnäckigen Streitigkeiten wegen Verweigerung des Halmrubenzehents.

November und Dezember waren richtige Dreschmonate. Die Getreidepreise waren um die Hälfte gefallen.

Unter den Wohltätern für das Pfarrgotteshaus Sankt Martin verdienen der Nachwelt überliefert zu werden:
Der Tafernwirt Michael Gleich, der am 6. Juli 1847 das ganze innere Gotteshaus ausweißen ließ, und der „Schmausbauer“ Xaver Mair senior und junior.
Der alte „Schmausbauer“, der zu St. Leonhard lebte, schenkte ein neues weißes Meßgewand samt Kelchbedeckung im Wert von 24 Gulden; sein Sohn stiftete ein ganz neues Meßbuch im Wert von 33 Gulden.

Das Jahr 1847 schloß ruhig und freudig.

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1848

Der Monat Februar 1848 ist wegen politischer Staats- und Völker-Unruhen ewig merkwürdig.
Vom 8. – 12 Februar gab es in München große Unruhen wegen eines herrschsüchtigen Weibsbildes mit Namen Lola Montez, einer Gräfin von Landsfeld. Diese H... beherrschte den königlichen Hof, teilte große Ehrenämter aus, setzte Minister ab und ein. Die Folge war, daß sie in diesen Tagen Stadt und Land verlassen mußte, auf Andrang des Pöbels. So las man in viele Zeitungen; ich glaube aber – so meint der Chronist – daß die Radikalen, auf diese Weise nur das Volk aufzuhetzen suchten. Das Volk verlangte nach Aufhebung und Ablösung der Grundlasten. Ganz München stand unter den Waffen. Und nur durch die Weisheit des Königs und die Bitten der Königin wurde Blutvergießen verhindert.

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REVOLUTION

Am 3. Und 4. März entstand in München eine große Volkserhebung gegen den Regenten.
Auf den 16. März wurden die Landstände einberufen. Bayerisches Militär wurde an die Grenzen und auf Festungen berufen:
An 19. März, nachts 11 Uhr, entsagte König Ludwig von Bayern zugunsten seines Sohnes Maximilian der Krone; letzterer ward am 20.3. zum König ausgerufen

April und Mai 1848 wurden in der Ständeversammlung neue Gesetze ausgerufen und vom König bestätigt.
Schon am 6. März hatte der König dem Volke große Rechte bewilligt – nun war Ruhe.

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12. Juli 1848 fing die Erntezeit an. Das Winterfeld stand schön. Aber der Reif hatte dem Korn schwer zugesetzt. So gab beim Dreschen der Schober nur 4 Metzen. Das Sommerfeld war sehr mager wegen des trockenen Frühlings.

Der Weizen kostete in diesem Erntejahr 13 fl,
der Roggen 8 fl, die Gerste 6 fl, der Haber 4 fl.

Am 16. Juni hatte die Heuernte angefangen. Sie fiel sehr gut aus: bei sehr schönem, warmem Wetter ist alles eingebracht worden.

7. Dezember 1848 war zu Schrobenhausen die Wahl der Abgeordneten zum Bayr. Landtag.
Gewählt wurden
1. Bräuer Frz. Kapfhammer – Aichach
2. Gutsbesitzer J. Koch – Rohrbach
3. Pfarrer I. Käfer – Kösching

Als besonderer Wohltäter des St. Martins-Gotteshauses tat sich 1848 besonders hervor:
Johann Nep. Markl, Müller von Berabach; er stiftete zum neuen Hl. Grab 25 Gulden und übertraf dadurch mit 4 Gulden die Gesamtgemeinde.

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1849

25. Januar 1849 wurde zu Aicha durch das Landgericht die Jagd der politischen Gemeinde Unterbernbach verpachtet an S. Exz. Graf Maldeghem von Haslangkreut um jährlich 50 Gulden.

Die Monate April, Mai und Juli waren kriegerisch, besonders in Baden und Ungarn.

Der am 15. Jenner zusammenberufene bayerische Landtag wurde wiederum aufgelöst und für 24. Juli eine Neuwahl angeordnet.


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ZEHET-FIXATION

Dieses Jahr 1849 ist für die Pfarreien denkwürdig wegen der Zehentfestlegungen. Man war nämlich auf gütlichem Weg mit den Zehentholden zu keinem Ergebnis gelangt. So wurde am 30. Mai 1849 die sog. „Zehent-Fixation“ auf amtlichen Weg vorgenommen. Allein die Bauern konnten auch jetzt noch nicht dahin bewegt werden, daß sie ein der Pfarrei günstiges Zehent=Fixum abgeben wollten. Sie wollten vom Kleinzehent gar nichts geben und als Großzehent 1 Vierling Roggen und 1 Vierling Haber pro Tagwerk.
Darauf ließ man sich nicht ein. Es ließen sich aber schließlich die 36 Kleinbegüterten herbei zu einem Zehentfixum von 1 Vierl ½ Sechz. Roggen und ebensoviel Haber pro Tagwerk.
Das wurde auch angenommen. Die Bauern dagegen blieben bei der Schätzung stehen. Diese wurde denn auch am 20. August 1849 vorgenommen. Ein Schätzungsprotokoll wurde im Rentamt Aichach, das zweite im Pfarrarchiv Berabach hinterlegt.
Das angebaute Tagwerk im Winterfeld wurde geschätzt auf
10 Metzen Roggen, also 1 Metzen Zehent, im Sommerfeld mit Einschluß des Kleinzehents das Tagwerk auf 6 Metzen Haber, also 3/5 Metzen Zehent.

Das Rentamt Aichach stellte das Zehentfixum auf
560 fl 23 kr 2 (Pfg?) fest und ließ am 1. Juli 1850 die Reg. v. Obb. die Obligationen in 13 Schuldbriefen, 11 zu je 1000 fl und 2 zu 100 fl in 4% durch die Ablösungskasse verabfolgen. Somit kam für die Zukunft der Ersatz für den Zehent auf jährlich 448 Gulden.

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1850

Der Bernbacher Kreuzweg in der Pfarrkirche, gemalt von K-Maler Glas, Kühbach um 44 Gulden, wurde am 29.Sept. 1850 eingeweiht. Unter den Stiftern der Gemeinde stehen:

Joh. Markl, Müller, mit 5 fl
H. Mair „Schmausbauer“ mit 5 fl 24 kr
u. Paul Heggenstaller, „Marklbauer“ mit 8 fl
an der Spitze.

Im April 1850 waren bereits versilbert worden 6 große Leuchter, Öllampe, 3 Kanontafeln und 2 Opferkerzen.

25. Nov. 1850 versteigerte der Ortspfarrer seine übrigen Ökonomiegerätschaften und Heu, Stroh und Korn und gab hierauf alles in Pacht. Dafür erhielt er 304 Gulden als Pacht.

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1851

Das Jahr 1851 fing mit Regenwetter an. Schnee legte es beinah keinen. Zum Schlittenfahren kam es nie. Von Kriegsunruhen war das ganze Jahr frei.

23. Juni wurde der Neubau der Sakristei begonnen;
19. Juli war sie fertig. Johann Markl, Müller v. Unterbernbach ließ sie aus seinen eigenen Mitteln erbauen. Sie hat ihm bei 300 Gulden gekostet. Die Gemeinde ließ Kirchturm, Kirchendach und die äußere Kirchenmauer ausbessern.
Schon am 21. Jan. 1851 war das Kirchlein um ein Wachschristuskind in einem Glaskasten bereichert worden, wozu der „Marklbauer Paul Heggenstaller ein Drittel, 1 1/2 fl, vorgeschossen hatte.

28. Juli 1851 war die totale Sonnenfinsternis von Nachmittag 3 – 5 Uhr sehr schön zu beobachten.

Vom 2. – 4. August traten infolge schwerer Regengüsse Wasserläufe und Flüsse gewaltig aus den Ufern. Zwischen Großhausen und Bernbach überschwemmte die Paar große Wiesenflächen. Anderwärts wurde auf den Feldern viel Korn weggeschwemmt. Und so trat die Paar noch dreimal aus, sodaß viel Ohmat zugrunde ging. Die Ernte war mittelmäßig. Der Winter war sehr regnerisch und warm.

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1852

Januar und Februar 1852 regnete es fortwährend. Es war so warm, daß unsere Bauern in die Äcker fuhren.

Ein Hagelwetter ging am 18. Juni über Oberwittelsbach, Kühbach nieder, ein weiteres folgte am 23.Juni über Hörzhausen, Aresing, Schrobenhausen – Berabach blieb verschont.

14. Juli fing der Kornschnitt an. Die Ernte stand mittelmäßig. Der August brachte viel Regen und Wolkenbrüche. Die Paar trat mächtig aus ihren Ufern und überschwemmte die Ohmatwiesen ganz.

Bei einem schweren Donnerwetter mit Wolkenbruch, am 6. Sept., schlug in nächste Nähe des Pfarrhofes der Blitz ein.

Sehr schöne warme Wochen brachten Oktober und November: die Nächte waren ohne Frost; im Dezember herrschte Frühlingswetter.

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1853

In der ersten Januarhälfte war so schönes, warmes Wetter, daß die Kinder barfuß in den Gärten spielten.

Am 18. Januar fiel der erste Schnee; aber bis Lichtmeß blieb es nicht sehr kalt.
Im Hornung fiel sehr viel Schnee, kurz und vorübergehend gab es Kälte.

Am 5. März lag Schnee bis zu 3 Fuß. Es schneite weiter; der Ostersonntag war der kälteste Tag.

22. März 1853 ward beim Landgericht Aichach die Verakkordierung des Pfarrhofneubaus erfolgt.
Folgende Meister erhielten Aufträge:
1) Maurermeister Lenbach – Schrobenhausen
die Maurerarbeiten zu 20 3/10 %.
2) Zimmermeister Rothenanger, Schrobenhausen
3) Schreinermeister Wiesmahd, Schrob.
4) Schlossermeister Lindermair v. Kühbach
5) Glasermeister Martin = Aichach
6) Kupferschmied Schönberger in Aichach die Spenglerarbeiten
7) Maler Berchtold, Schrobenhausen die Anstreicharbeiten.
8) Hafnermeister Richter v. Kühbach

Am 21. April früh 8 Uhr begann man mit dem Abbruch des alten Pfarrhofs; der Pfarrer bezog das Schulhaus und wohnte darin während des Baues bis zum 15. Oktober.

Am 26. April wurde der Barabacher Zehentstadel abgebrochen.

Samstag, 2. Mai hat Bauingeniür Göetz den neuen Pfarrhausplatz und den Getreidestadel abgesteckt. Man baute sofort den neuen Stadel ganz von den alten Backstein; aufgehoben wurde der Dachstuhl bereits am 23. Mai.

Am 14. Mai war die Grundsteinlegung zum Pfarrhof.

7. Juli erfolgte der Abbruch des Pferdestalls, dem ein Umbau Platz machte.

Zu den Männern, die auf einer Kupferplatte im Grundstein (Südostecke des Pfarrhofes) noch verewigt sind, zählen der Aichacher Landrichter Wimmer, der Berabacher Bürgermeister Paulus Heggenstaller, der Kirchenpfleger Martin Rupp und der Gemeindepfleger Xaver Mair; als Schullehrer findet sich beurkundet Eugen Angerer von Hohenwart.
22. Juni 1853 trat die Paar aus den Ufern, überschwemmte das Heu, riß vieles fort. Überhaupt war der Juni verregnet, Heu und Traid litten Schaden.

Hebauf war 26. August; 15. – 27. Oktober bezog der Pfarrherr den neuen Pfarrhof. Die Schule war während der Bauzeit im Wirtshaus gehalten worden.

10. Nov. 1853 folgte dann die feierliche Hauseinweihung.

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Mit rührender Genauigkeit vermerkt der Chronist, die einzelnen beim Neubau tätigen Handwerker:

A. Maurergesellen:

1) Georg Wörle von Tirol
2) Franz Leutner von Tirol
3) Hans Oberbreier von Tirol
4) Hans Damberger von Schrobenh‘.
5) Sebastian Heisler von Schrobenhausen
6) Johann Semler von Schrobenhausen
7) Johann Messner von Schrobenhausen
8) Adam Wieland von Schrobenhausen


B) Maurer-Lehrbuben:

Michael Suri, Schrobenhausen
Mathias Lang, Schrobenhausen
Thomas Engelhart, Schrobenhausen
Gruber, Schrobenhausen


C) Handlanger:

Joachim Haas von Berabach
Jakob Eberle von Berabach
Peter Hirschbeck von Schrobenh‘.
Oberbrei, Prinz und Gundlfinger
NB: Joachim Haas, Gütler von Berabach war Mörtelmacher.

D) Zimmermannsgesellen:

1) Georg Kratzer von Schrobenhausen
2) Josef Petzenhofer
3) Georg Pitscher von Steingriff
4) Josef Reitmaier
5) Georg Brunthaler, Singenbach
6) Martin Seitz, Schrobenhausen.
7) Georg Danderer, Schrobenhausen
8) Adam Böck, Sattelberg
9) Mathias Brüglmair.
10) Josef Herrmann, Schrobenhaus.


Zusammenstellung der Baukosten:

a) Maurerarbeiten (Lenbach) 4551 fl 19 k
b) Zimmererarbeiten (Rothenanger) 1582fl 32 k
c) Schreinerarbeiten (Wiesmahd) 491 fl 43 k
d) Schlosserarbeiten (Lindermair) 483 fl 49 k
e) Anstreicherarbeiten (Berchthold) 205 fl 53 k
f) Glaserarbeiten (Martin) 88 fl 38 k
g) Spenglerarbeiten (Schönberger) 124 fl 11 k
h) Hafnerarbeiten (Richter) 113 fl 6 k
i) Plan, Aufsicht, Nachtrag: 41 fl 12 k
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Ganze Bausumme: 7682fl 23 k
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Davon hat die Stiftungskonkurrenzkasse Augsburg
6573 fl 45 kr bestritten;
der Gemeinde U’Bernbach wurden 1108 fl 38 kr für nicht geleistete Hand- und Spanndienste zur Ersatzsumme überwiesen.

63250 Mauersteine und 24939 Dachplatten waren bei den Neu- und Umbauten verwendet worden.

Zur Verschönerung der St. Martinskirche hatte Müller Johann Markl am 31. Jänner außerdem 9 Gulden gespendet.

Und am 5. Juni 1853 hat der Müllermeister einhundert Gulden zur neuen Orgel gestiftet, die sich auf 365 Gulden belief.

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1854

22. Mai 1854, nachts ½ 10 Uhr brannte der Schrötterbauernhof zu U’Bernbach völlig nieder.

Der Bauer Martin Rupp war gerade in Wettstetten bei Ingolstadt um die neue Orgel abzuholen. Sie wurde erstmals am Pfingstsamstag gespielt.

August 1854 herrschte in München die Cholera.
Auch im September starben noch 839 Personen:

die Gesamtzahl der Opfer belief sich auf 2153 Personen,
956 Männer und 1197 Weiber.

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1855

Am 28. Januar 1855 übersteig die Kälte – 20° R in Berabach.

Am 15., 16., 17. und 18. Februar fiel so viel Schnee, daß er überall 2 Schuh hoch lag.

In einer Woche vom 25. Febr. – 2. März gingen die vielen Schneemassen glücklich im Tauwetter ab.

Am 8. Mai 1855 fing man an, die Grimoltshausener Pfarrkirche abzubrechen und eine neue aufzubauen:

Die Baukosten veranschlagte man, wie folgt:

1) Maurer-Arbeiten = 5900 fl – k
2) Steinhauer-Arbeiten = 1146 fl 16 k
3) Zimmerer-Arbeiten = 1331 fl 38 k
4) Schreiner-Arbeiten = 395 fl – k
5) Schlosser-Arbeiten = 224 fl 30 k
6) Schmiede-Arbeiten = 239 fl 28 k
7) Glaser-Arbeiten = 144 fl 54 k
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Summe: 9381 fl 46 k

Das ist ohne Hand- und Spanndienste, die mit 1500 fl veranschlagt sind, aber von der Gemeinde Grimoltshausen in natura geleistet werden.


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In Haslangkreut war am 21. Mai die Urwahl zum neuen Landtag; es wurden zu Wahlmännern gewählt:

1) Pfarrer Josef Straßmair, Großhausen.
2) Bauer Xaver Augustin, Großhausen
3) Müller J. Erhard, Oberbernbach
4) Müller Simon Mair von Paar

Mittwoch nach Pfingsten, 30.Mai 1855 war in Schrobenhausen unter Regierungs-Kommissar Fleischmann die Wahl der Abgeordnete zum neuen Landtag für folgende Landgerichte:
Schrobenhausen, Pfaffenhofen, Aichach, Friedberg, Rain, Ingolstadt.

Unter 242 Wahlmännern wurden als Abgeordnete mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt:

1) Zieglerbräu Kapfhammer, Aichach 220 ST.
2) Bauer Haidinger, Ingolstadt 137 ST.
3) Brauer Schwaier, Friedberg 139 ST.
4) Professor Dr. Edel, Würzburg (Protest!) 168 ST.

Zu Ersatzmännern:
1) Baron v. Freiberg, Landrichter, Schrob.
2) Bräuer Carl, Geisenfeld
3) Pfarrer J. Gürbinger, Pöttmes
4) Pfarrer J. Reicherzer, Thierhaupten.

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Beim Fronleichnamsfest am 7. Juni haben sich die Gemeindeglieder Jos. Flamensböck „Weberveri“ und Math. Grünwald „Gorihiasel“ geweigert, die Straße von der Brücke bis zum Gaßlschuster zu zieren und mit Gräsern zu bestreuen. So wurde die Prozession einfach nicht hinübergeführt. Sondern bei der Brücke ließ der Pfarrer umwenden und bei der Kirche über den Bach gehen. Auch die Antlaßämter wurden von mehreren Berabacher Familien aus Trotz verabsäumt. So fuhr der Steghanstoni in die Äcker und der Schmausbauer führte während der Ämter Mist aus.

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1856

13. August 1856 ist in Berabach der Obstzehent fixiert worden. Vor dem Aichacher Landrichter hat das viele Anstände und Vorwürfe gegeben. Das Ergebnis war die fixe Leistung von 1 fl 27 Kreuzern.

Montag, 15. Sept. 1856 hielt des Pfarrers Schwester Anna Unsinn Hochzeit in U’Bernbach mit dem Schullehrer Josef Niedermaier = Haselbach


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Das folgende Jahr

1857


war sehr fruchtbar an Getreid und Obst, aber der Juli außerordentlich heiß.

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1858

1858 kostete das Korn bei 10 Gulden, der Weizen 15 fl.

Am 22. Juni nachts 11 Uhr brannte das „Dratschneiderhaus“ ab.

Der Sommer war heiß und trocken bei sehr wenig Donnerwettern.

September bis Ende Oktober beobachtete man einen sehr glanzvollen Kometen, Donati genannt, am NW-Himmel

München beging am 26. u. 27. Sept. seine 700jährige Stadtfeier unter ungeheurem Volkszulaufe ganz ruhig und feierlichst, begünstigt von prächtigem Herbstwetter.

Vom 4. – 6. November 1858 hat es soviel Schnee geworfen, daß von auswärts niemand zum St. Leonhardsfest nach Inchenhofen kommen konnte. Alle Wege und Straßen waren bei 2 Schuh schneetief und ganz spurlos.

Am 10. Nov. zeigte das Thermometer – 15° R Kälte.

Der 14. brachte jedoch schon Tauwetter,
am 17. gingen schwere Wolkenbrüche nieder: es gab mächtig Hochwasser, das erst am 20./21. Nov. ablief.

14. Dezember 1858 neue Landtagswahl, nachdem am 29. Sept. von König Max der alte Landtag aufgelöst worden war. In Schrobenhausen wurde wieder gewählt.
Diesmal erhielt:

1) Brgmstr. Fr. Krumbach, Freising 237 St.
2) Pfarrer Reichherzer, Thierhaupten 146 St.
3) Bauer Haidinger, Ingolstadt 123 St.
4) Bürgmstr. A. Rieder, Pfaffenhofen 176 St.

Als Ersatzmänner:
5) Bürgermstr. J. Kapfhammer, Aicha 186 St.
6) Baron Freiberg, Landr. Schrobenh. 174 St.
7) Gg. v. Grundner, Landr., Ingolst. 161 St.
8) Pachmaier 127 St.

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1859

15. Jänner 1859 wurde der neue Landtag eröffnet.

Der Winter war nur mäßig kalt; doch der Sommer sehr heiß.

Vom 24. Juni bis 23. Juli hat es nicht geregnet. Das Thermometer zeigte in U.Bernbach ständig 27° R – 38° R. Infolge dieser Hitze sind viele Personen, besonders alte, am Schlagfluß plötzlich verstorben.
Die Ernte über wars so heiß und trocken, daß alles ohne Regen eingebracht werden konnte.
Es gab Roggenhalme von 8 – 11 Schuh Länge. Stroh gab es viel. Aber 1 Schaff Korn brauchte immer 1 ¼ - 1 ½ Schober. Herbst und Frühwinter waren ruhig. Der 20. Dezember brachte freilich – 20° R Kälte.

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1860

Der Jenner-Anfang war so mild und gelind, daß man
vom 2. – 4 ackerte und die Schulbuben barfuß gingen.
4. Jan. folgte Regen und Sturm und dann Kälte von -4° - - 6° R.

Donnerstag, 19. Jenner nachts 6 – 12 Uhr brannte zu Kühbach das ganze Klosterbräuhaus nieder, außerdem die Wohnungen des dortigen Gerichtshalters.

30. April 1860, nachts 1 Uhr entschlief im Nachbardörfl Halsbach einer der ältesten Benefiziaten und Priester des Bistums, der Benefiziat Vitus Jakob im 93. Lebensjahre.

Sommer 1860 war verregnet. Heu und Korn kamen nicht gut herein. Beim Dreschen gab der Schober nur 3 – 4 Metzen Korn. Der Frühwinter fing gelind an.

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1861

2. – 4. Januar 1861 brachte schwere Kälte von –15° - -19°R und auch viel Schnee.
Die Paar war voll Eis und Schnee. Das Wasser war in die U.Berabacher Mühle eingedrungen.

6. / 7. Jännner usf. mußte das Eis in der Paar aufgehauen werden bis zum Holz. Der Müller konnte 2 Monate lang nicht mahlen.

Am 4. März war das erste Donnerwetter, mittags 11 Uhr.

Zu Anfang Mai war noch große Kälte, es fiel sogar noch Schnee.

5. Juni fing das Korn zu blühen an,

16. Juli setzte der Kornschnitt ein.

9. August 1861 holte der Schmausbauer die 3 neuen Kirchenglocken von Augsburg;
sie wurden am 14. August auf den Turm gehängt.

Das Frühjahr war sehr kalt gewesen: so gab es kein Obst. Der Sommer war sehr heiß, der Schnitt mittelmäßig.

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1862

Mit starken Regenfällen fing das neue Jahr an, sodaß am 10. und 30. Januar die Paar austrat und das Hochwasser in die Keller drang.

6. Febr. zog der Schulverweser J. Stadler von U.Bernbach als Lehrer nach Haselbach;
am 28. Febr. 1862 kam Wilhelm Ewinger als Schulverweser hieher.

Am 19. März wurde das Tafernwirtshaus von hier verkauft.

Der März hatte sehr schöne, liebliche warme Tage, sodaß das Thermometer 12° - 20° R zeigte im Schatten.
Auch der April war sehr lieblich und warm,
sodaß am 11. April die Obstbäume , welche Steinobst trugen, in schönster Blüte standen.
Aber am 13., als am Palmsonntag, fiel Schnee. Der schadete der Blüte, ebenso wie der folgende Reif;
doch Ostern war wieder schön warm u.
am 25. April standen alle Bäume in schönster Blütenpracht.
6. Mai stand der Roggen bereits 3 Schuh hoch.
17. Mai Kornblüte;
7. Juli Beginn des Kornschnittes. Die Ernte fiel sehr gut aus; Obst gab es in Menge, zumal Äpfel; nur Zwetschgen waren wenig. Auf Weihnachten fiel Regen.

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1863

Der Neujahrstag war ein wahrer Frühlingstag.
6. Jenner 1863 ist die Hofmarkstafern in Haslangkreut abgebrannt.
Wieder, in der zweiten Januarhälfte trat die Paar aus den Ufern.

Februar und März waren wieder sehr schön und warm.

Nach voraufgehender Urwahl (21.4.) zu Kühbach, war am 29. April 1863 zu Schrobenhausen die Landtagswahl. Als Landtagsabgeordnete wurden gewählt:
Rechtspraktikant Thürmair von Pfaffenhofen,
Stadtpfarrer Dr. A. Schmid, Schrobenh.,
Bierbräuer J. Kapfhammer, Aichach.

18. Juli war der erste Schnitt. Der August war durchaus sehr heiß: Kernobst gab es sehr wenig. Steinobst, besonders Zwetschgen, sehr reichlich.

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1864

Das Neujahr fing an mit Prachtwetter, ohne Schnee. Dann mäßiger Frost,
vom 10. – 20. strenge Kälte, über – 15° R.

Der Hornung war sehr trocken und kalt.

10. März 1864, Donnerstag mittag 1150 starb König Max II. in München an Brustleiden.
Nur 20 Stunden war er krank gelegen. Ihm folgte sein königlicher Sohn Ludwig II.

Die Baumblüte fiel spät: 12. – 18. Mai
Halsbach bekam ein neues Wirtshaus.

Der Schnitt fing erst am 21. Juli an. Es gab sehr wenig Weizen

25. Juli führte die Paar starkes Hochwasser; es nahm erst nach dem 1. August ab.
August hatte sehr heiße Tage.

Im ganzen Sommer gingen über Unterbernbach nur 2 Donnerwetter nieder.

Am 15. Sonntag nach Pfingsten, den 28. August 1868, brannte nachts ½ 12 Uhr der Getreid- und Küh=Stadel des Müllers ab: 130 Schober Getreide sind dabei verbrannt.

14. Oktober verstarb in Heilbrunn Pfarrer Simon Bair mit 80 Jahren.
Bair war vordem 20 Jahre Berabacher Pfarrherr.

Am 11. Sept. war in der hiesigen St. Martinspfarrkirche eine seltene Feier:
Der protestantisch-lutherische Schreinergeselle, Michael Schuler von Ludwigsmoos legte das kath. Glaubensbekenntnis ab und empfing unter dem Amt die erste hl. Kommunion.

1864 war ein sehr trockenes Jahr. Viele Reife im Frühjahr und Spätherbst! Es gab wenig Obst.

Am 28.Sept. 1864 wurden zu U.Bernbach schon – 2° R Kälte gemessen.
Aller Blumenflor erstarb, alle Trauben erfroren.

Zum 8. Dez. wurde ein neuer Altar gestiftet; viele Wohltäter steuerten bei, er kam auf rund 400 fl.

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1865

Neujahr fing mit – 6° R Kälte an. Dann wurde es mild.

Dreikönigstag, nachm. 2 Uhr, ging ein stürmisches Donnerwetter nieder mit schweren Blitzschlägen (in Ingolstadt u. Nürnberg brannten Türme ab!)

Am 24. Januar trat infolge starker Regengüsse und warmer Witterung die Paar aus den Ufern.

Der ganze März brachte große Kälte, scharfe Ostwinde und Schneetreiben.

Von Hörzhausen nach Schrobenhausen wurde eine ganz neue Straße angelegt.

7. April trat die Paar nochmals aus.
Am 13. April, Gründonnerstag, ging abends 5 Uhr ein schweres Gewitter nieder.

18. April wurden zum dritten Mal die Widdumsgrundstücke auf 9 Jahre verpachtet und dabei um 100 fl Mehrerlös erzielt.

Viel Streit veranlaßte der Ankauf eines Bauplatzes zum Schulhaus, dadurch daß sich der „Stadelmann“ Ferdinand Schuhmacher nicht mehr zur Abtretung seines Ackers bereden ließ. Pfarrer Unsin gab daraufhin 63 Gulden der Gemeinde schenkungsweise: so wurde ein Schulhausbauplatz erworben.

Am 1. Mai 1865 wurde der Schulhausneubau begonnen. Der Grund der Umfassungsmauern wurde 3‘ Schuh tief gelegt, der Keller nur um 1‘ Schuh tiefer.

27 Tage regnete es nicht.

22. Mai begann das Korn zu blühen: + 18° R im Schatten.

Pfingstdienstag, den 6. Juni, wurde das alte Schulhäuschen zu 765 fl versteigert.

9. Juni war Hebauf im Neuen.

Schon am 3. Juli begann der Kornschnitt.

Vom 13. Juni bis 25. Juli war kein Tropfen Regen gefallen: das war ein Jammer!

30. August fingen Schreiner und Schlosser ihre Arbeiten im Schulhause an.

6. Okt. 1865 kam der neuernannte Schulverweser Gg. Keller aus Pfaffenhofen (Bez. A. Friedberg) hier an u. bezog sogleich mit seiner Mutter das neue Schulhaus, in welchem

am 17. Okt. die erste Schule gehalten wurde.

Vom 29. Aug. bis 10. Okt. 1865 ist bei trockenem heißen Wetter keinerlei Regen gefallen.

11. Nov. 1865 hat Distr. Schulinspektor Kammerer Haindl, Oberbernbach das Schulhaus offiziell eröffnet und Lehrer Gg. Keller in seine Dienste eingewiesen: die ganze Gemeinde U’Bernbach war mit den Kindern im Schulzimmer versammelt.

Der Dezember brachte keinen Schnee, aber erhebliche Kälte. So war das ganze Jahr sehr trocken und gab vielen Wassermangel.

Der Schulhausneubau hatte gekostet:
5184 Gulden 51 ¾ Kr.

Diese Kosten wurden von der Gemeinde U’Bernbach in folgender Weise gedeckt:

Regierungszuschuß = 1000 fl
Aufnahme v. Kapitalien = 2000 fl
Vom Erlös des alten Schulh. = 765 fl
Von Kirchenstift. Mitteln = 175 fl
Geschenk des Pfarrers Unsin = 63 fl
Aus der Gemeindekasse = 1187 fl 51 ¾ k
(Aktivrest v. J. 1864)

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1866

Neujahr 1866 fing mit + 3° – 4° R Wärme an.
Der ganze Januar war ein wahrer Frühlingsmonat mit 7° - 15° R Wärme.
Der ganze Winter blieb ohne Schnee.
Der April begann mit so warmen Tagen + 16°, + 17°, + 18° R, daß die Obstbäume in schönste Blüte traten.
Auch der Mai fing sehr mild an. Das Korn kam schon aus der Kapsel.
Allein mit Pfingsten – 20. – 22. Mai traten starke Reife auf. In unserer Gegend litt das Korn großen Schaden. Auch um alles Obst kamen wir. Es gedieh nicht eine einzige Zwetschge oder Birne.

22. Juni bekamen die Pfarrgebäude Blitzableiter.

Während des ganzen 1866er Feldzuges bekam die Gemeinde U’Bernbach nicht eine einzige Einquartierung, obwohl beim Rückzug vom 23. August bis 20. Sept. alle umliegenden Ortschaften tlw. Einquartierungen hatten: sogar Halsbach und Haslangkreut.

Beim Korndreschen erhielt man hier vom Winterroggen fast gar nichts. Die Durchschnittspreise pro 1866/67 lagen bei

1) Weizen um 24 fl pro Schäffel
2) Korn um 17 ½ fl pro Schäffel
3) Gerste um 14 fl 6 k pro Schäffel
4) Haber um 6 ½ fl pro Schäffel

Weihnachten 1866 verlief sehr stürmisch und regnerisch.

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1867

Der Jahresanfang brachte gelindes Wetter und keinen Schnee und so verlief der ganze Winter.

Nur am 14. Jänner fiel Schnee.
Am 25 April begann die Baumblüte,
27. Mai die Kornblüte. Alles stand prächtig.

Aber der 3. Juni 1867 beseitigte alle Hoffnungen auf eine reichliche Ernte:
½ 1 h nachmittags setzte sich bei St. Leonhard ein Hagelwetter an mit besonders tiefzeihender Wolkenwand, aber ohne Blitz und Donner. Die Schlossen fielen in einer Größe von Tauben-, Hühner- und Gänseeiern, in verschiedenster Gestalt auf die Kornsaaten im Winterfeld und gegen Reifersdorf so stark hernieder, daß in 10 Minuten alles Wintergetreid bis an die Paarbrücke vernichtet war. Dank dem Himmel, daß die Dorfäcker und Äckerpointen und Gärten und das Feld um Rettenbach verschont geblieben ist. Ebenso wurden die Fluren von Ainertshofen, Halsbach und Hörzhausen teilweise vernichtet. Heu wurde sehr viel und bei guter Witterung eingebracht.

10. Juli fing man das Winterkorn zu schneiden an. Obst gab es heuer in Menge von allen Gattungen. Die Bäume strotzten von Früchten. Sogar der alte Lederapfelbaum an der Dorfstraße, der schon an die 20 Jahre nicht mehr getragen hatte, entwickelte bei 700 Lederäpfel.

In diesem Sommer starben viele Kinder an Scharlach und häutiger Bräune (Croup = Diphtherie).

Das Münchner Oktoberfest, das am 6. Oktober anfing, war verregnet und mit Schnee begleitet.

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1868

6. Jan 1868 verstarb der Jüngling Martin Scharringer:
er hatte zur St Martinskirche 3 Jahrmessen und ein schwarzes Meßgewand im Wert von
32 Gulden gestiftet.

29. Febr. starb König Ludwig I nach Empfang der hl. Ölung, früh 8h 35 min, 81 ½ Jahre alt, in Nizza, wo er die letzten Winter verbrachte.

Magnus Unsin, Gold- und Silberarbeiter in Augsburg, des Pfarrers Bruder, hatte für die Pfarrkirche um 38 Gulden einen Kreuzpartikel gefertigt.

Es gab ausgezeichnete Heuernte. Der Kornschnitt begann schon am 26. Juni: Körnerertrag vorzüglich. Kernobst war selten. Steinobst dagegen: Zwetschgen, Kirschen, Weichseln gab es so reichlich, daß man jeden Baum stützen mußte. Für 1 Kr. konnte man 25 – 40 Zwetschgen kaufen. Metzenweise wurden sie in den Haushalten gedörrt. Das Pfund kaufte man um 6 Kr.

16. Oktober 1868 wurde der U’Bernbecker Schuldienst als selbständige Schulstelle mit einem Erträgnis von 350 Gulden ausgeschrieben, der bisherige Schulverweser Gg. Keller wurde auf seine Bitte hin als definitiver Lehrer am 7. Dez. 1868 eingesetzt.

Ein starker Schneefall vom 10. / 11. Nov. unterband alle Ortsverbindungen.

5. Dezember fiel aber Regen mit Tauwetter ein, das sich so verstärkte, daß U’Berabach zu Weihnachten starkes Hochwasser bekam.

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1869

Im Verlauf des Januar 1869 trat bei mildem Regenwetter die Paar nochmals aus.
Auch der Febuar war sehr mild,
der März brachte viel Schneetreiben.
Ostermittwoch, 31. März, fiel wieder stärkerer Schnee.

12. Mai 1869 war Urwahl zum neuen Landtag für U’Bernbach zu St. Leonhard, dabei wurden Wahlmänner:
a) Bauer Cajetan Altmann, Ainertshofen = 239 St.
b) Müller Bernh. Erhard, Ob.Bernbach = 217 St.
c) Pfarrer Fr. Haindl, Ob.Bernbah = 190 St.
d) Bauer Blasius Scherer, Arnhofen = 169 St.

Donnerstag nach Pfingsten folgte dann die Landtagswahl in Pfaffenhofen.
Von 255 Urwahlmännern siegten:

1) Dr. A. Schmid, Domkapitular, Bamberg = 194 ST.
2) Graf v. Fugger, Gutsbesitzer, Blumental = 192 ST.
3) M. v. Meixner, Oberzollrat, München = 184 ST.
4) Bräuer Ponschab am Berg in Ingolstadt = 182 ST.

Ersatzmänner waren:
1) Bez.Gerichtsrat Anton Birner, Aichach
2) Pfarrer Dr. Prechtl, Reichertshofen
3) Posthalter Max Pachmair, Pörnbach
4) Bauer Caj. Artner, Pfaffenhofen

Die Wahlen wurden in ganz Bayern mit großer Erbitterung geführt.
Die Wähler hatten sich in 3 Parteien gespalten:
1) Patrioten
2) Liberale oder Mittelpartei
3) Fortschrittler (oder Preußisch Gesinnte)

Die Fortschrittler in Pfaffenhofen hatten folgende Abgeordnete vorgeschlagen:
a) Kapfhamer, Bräuer in Aichach
b) Thürmair, Advokat, Moosburg.
c) Weinzierl, Gutsbesitzer, Großmehring
d) Bezirksamtmann v. Tautphöus, Schrobenhausen.

Sämtliche fielen mit Glanz durch; kaum daß sie nur an die 60 Stimmen erhielten. Übrigens wurde 6. Okt. 1869 dieser Landtag nochmals aufgelöst und am 25. Nov. 1869 neu gewählt. Lauter Patrioten drangen im Wahlkreis Pfaffenhofen durch:

1) Graf v. Fugger, Blumenthal
2) Ministerialrat M. v. Meixner
3) Mag.Rat Ostermann, Freising
4) Bräur Ponschab, Ingolstadt
5) Dr. Schmid, Domkapitular, Bambg.

König Ludwig II. eröffnete 14. Jänner 1870 den neuen Landtag.

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1870

Die Wintermonate waren sehr kalt bei viel Schnee. Sehr spät fiel die Obstbaum- und Sträucherblüte: Ende Mai.

25. Mai 70 war erste größere Schulprüfung: Bez. Amtmann Weckerle = Aichach wohnte bei.

Im Mai hat es nicht geregnet.
27. u. 28. Mai fielen sehr starke Reife, die alle Pflanzen u. Kräuter verbrannten. Das Obst war erfroren.

Man ging am 31. Mai nach Maria Beinberg wallfahrten um Regen.

1. Juni blühte das Korn
24. Juni fiel etwas Regen.
12. Juli begann der Kornschnitt. Es war sehr trocken und warm.

Mit der Mobilisierung am 16. Juli 1870 begann der 70iger Krieg:
am 22. Juli gingen die hiesigen Soldaten fort, darunter auch ein Verheirateter, Josef Mittelhammer.


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Hier bricht die U’Bernbacher Chronik ab;
denn der Chronist, Pfarrer Seraphin Unsinn * 27. Mai 1810 von Ober-Ramingen – Ldg. Türkheim, Pfarrer in U.Bernbach vom 4. Febr. 1847 – 18. August 1870, verließ in diesen Kriegssommer seinen Wirkungskreis Unterbernbach.

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SIEHE AUCH NOTIZ AM ENDE DER CHRONIK-BEITRÄGE!

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SCHULMEISTER U. MESNER
VON BERABACH
im 18. Jdt.


Im Übergabsbrief des Schulmeisters und Mesners Anton Eberle an seinen Sohn Franz Eberle, * 20. Oktober 1749, Häusler, Mesner und Schulmeister, und dessen angehenden Eheweibs Walburga heißt es unterm 16. April 1785 u.a:

„Sonderheitlich wird noch angeführt, daß dem übernehmenden Franz Eberl in Ansehung der schon mehrere Jahre her geleisteten Dienstverrichtungen der
Mesnerdienst
nach der Pfarrbewilligung vom 8. Mai auch vom Kurfürstl. Pfleggerichts wegen mit allen davon abhangenden Nutzen überlassen und ihm dagegen eingebunden worden ist, daß er auf die Kirchen und die darin befindlichen Paramenta gute Obsicht tragen und seinen übrigen Dienstverrichtungen fleißig abwarten muß. Er muß ferner dem H. Pfarrer den schuldigsten Gehorsam leisten und die Unterberacher Schule mit großem Fleiß, soviel es seine selbstige Erfahrenheit im Lesen, Schreiben, Rechnen und sonderheitlich in dem Christentum zuläßt, halten solle.
Dagegen dem Übernehmer auch das zum würdigen Pfarr-Gotteshaus St. Martin zu Berabach als ein Eigentum behörige sog. „Mesnerhaus“ überlassen worden. Dabei ist aber kein Gebäud vorhanden, sondern es hat solches in einer bloßen Hofstatt ehemals bestanden. Dermalen ist es aber zu einem Ackergrund gemacht worden, samt dem dabei befindlichen großen Hanfgarten zu ½ Juchart und 3 ½ Tgw. einmahdigen Wiesmahd, und zwar als eine Dienstnutzung, solange er den Schul= und Mesnerdienst versieht.“

Des Franzen Eberle Sohn und Nachfolger auf dem Schul- und Mesnerdienst, wurde Friedrich Eberle, *5.März 1802. Der versah Schule und Mesnerdienst von etwa 1820 bis zum Jahre 1840.

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VOM BERABACHER
KIRCHENGUT ODER WIDEM

Weil das Berabacher Kirchengut in unfürdenklichen Zeiten vor Begründung der Pfarrei ein alter dem Herzog gehöriger Urbarsbars=Bauernhof war, lohnt es sich auf zwei Widdumsbeschreibungen vom Jahre 1655 und vom 18. Jdt. etwas einzugehen.

Als nach dem 30jährigen Krieg der neuaufziehende Berabacher Pfarrer keine Urkunden und Dokumente vorfand, erkundigte er sich auch über alles Kirchengut bei den Bauern und stellte folgendes zusammen:

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MDCLV :
(1655)


Soweit reichen die sorgfältigen Aufzeichnungen des ersten Berabacher Seelsorgers, der unmittelbar nach den Wirrsalen des 30jährigen Kriegs (1618 – 1648) die Pfarrei angetreten und tüchtig verwaltet hat: es war der ehrwürdige geistliche Herr

MELCHIOR ZUCKSEISEN,

derzeit Pfarrer zu Berabach
im Landgericht und Kapitel Aicha
gelegen.

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Aus einem Kirchengutsbeschrieb des 18.Jdt. in einem versuchsweise angelegten



hat Pfarrer Friedrich Karl Higler 1780 einiges zusammengetragen, was z.B. für die Berabacher Dorfgemarkung wissenswert ist, einen Teil der alten Flurnamen in den 3 Feldern:


FLURNAMEN

A ) im weiten Feld:
„sauer –Acker in den Flandern“ = 2 ½ JUCH.
„Braiten am Baarer Weg“ = 3 ½ JUCH.
„Holder-Acker am Baarer Weg u. Au“ = 1 JUCH.
„Spitz- od. Ranken A. in der Ober-Au“ = 1 JUCH.
„Außer u. inner Baar-Äcker“ 1 ½ JUCH.
„Hagenau-A“ am Raifersdorfer Weg 1 JUCH.

IM MITTERN FELD:
„Die Jauchert im Leonarder Weg 1 ¼ JUCH.
„Pfärrl. Trieb-A. am Aicher Weg ½ JUCH.
„Fuchsberg-Acker am Pfarr-Trieb ¾ JUCH.
„Mantlhölzl am Pfarr-Acker ½ JUCH.
„Kreuzberg=Jauchert“ ½ JUCH.
„Stitzen-A. am Raifersdorfer Weg 1 ½ JUCH.
„Spitzackerl an der Gmaind“ ½ JUCH.

IM III.FELD:
„Schuster-A. an den Wengen Wiesen“ 2 JUCH.
„Braiten am Aichacher Weg 2 JUCH.
„Graben“-A. am Leonharder Scheideweg ½ JUCH.
„in dem Leutle“ an der „Unter-Au“ 5 PIF

HAUET:
„Der obere Hacken“ am Bauern von Höckenstahl
(2 Tgw. Wiesmahd) 2 TGW.
„Die 6 Tagwerk in der oberen Au“ 6 TGW.
„Die 6 Mahden“ an des „Nodlmans“ Wiesen 1 ½ TGW.
„Die Wiesmahder an den Örlebaum ¾ TGW.
„Der Schergen“-Hacken an der Paar 1/3 TGW.
„Wengen“-Wies am Leutle=Berg 3 TGW.
„Hagenau=Wies am Hagenau Hölzl 3 TGW.
„Das Angerl hinterm Pfarrer“ 1 1/5 TGW.
„Mühlanger am Kreuter=Weg“ 2/3 TGW.
„Im Haken an der Auwies (Gem. Kühbach) 1 TGW.

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PFÄRRLICHES HERKOMMEN

„Auf Ostern gab jeder Berabacher, der zum Tisch des Herrn ging, dem Pfarrer 1 Kreuzer und 1 Ei.
Auf Galli wurde das Kabis = Käsgeld, der Lämmer- und der Gänszehent eingesammelt.
3 Kr. erhielt der Pfarrer von jedem Kabisstück,
von 1 Kuh, ob fruchtbar oder nit, 1 Kr,
von einem Lamm 3 Kr.
Gänszehet ward in natura geliefert.
Nur Rettenbach hat seit unfürdenklichen Zeiten, nach des alten Mesners und Schulmeisters Alex. Eberle s Aussag nichts geliefert.
1770 hat man dann auf ein Kirchweih=Lamm akkordiert.

„Schmaus“ und „Schröderbauer“ gaben seit jeher 9 Kr. miteinander auf Galli für ihren Freithof-Kabis.
Der Berabacher Müller gibt Galli alles in allem ½ fl.
Hühner- und Gäns gab er immer in natura.
Beim 2. Gottesdienst oder Siebentem ist seit uralten Zeiten geopfert worden
eine Wachskerzen,
1 Maß Wein samt 2 Kreuzer=Brot
oder das Geld dafür im Leichenkonto.

Ebenfalls altherkömmlich ist,
daß nach der Tauf des erstgeb. ehelichen Kindes 24 Kr,
sonst aber nur 12 Kr. bezahlt wurden;
beim Versehen u. d. letzten Ölung 12 Kr,
für Stuhlfest ½ fl,
für Verkündzettl ½ fl,
für Trauung 1 ½ fl.

Die Bauern reichen Kirchtrachtlaib:
der von Rettenbach 8,
der „Schrötter“ 6,
der „Schmaus“ nechst der Kirch 6,
der „Markl“ 6,
der Lutzbauer (seit 10.1.1615 so benannt): 4,
der Müller 4 >>


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HANDSCHRIFTLICHER ANHANG ZUR BERABACHER CHRONIK:



Über den Chronist
H. H. Pfarrer Unsin Seraphin
von Berabach
berichtet Anton Heggenstaller Müller
von Unterbernbach

mündlich an seinen Sohn Michael:

„Pfarrer Unsin kam fort, wurde vertrieben
durch Burnhauser und Högenauer
beim Bischof verklagt -- weibliches.“ –


20.9.1944
Mich. Heggenstaller.


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Quellen:

aus dem Unterbernbacher Pfarrarchiv,
von Gg. Aug. Reischl,
Kultur- u. Archiv-Pfleger,
Schrobenhausen, Sommer 1944

BERABACHER DORF-CHRONIK
Original im Besitz
der Familie Franz Heggenstaller, Unterbernbach

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Gemeinde: Kühbach