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Bilmes, der Feldverderber

In Heretshausen behaupten sie: "Mia hab'n ihn schon g'sehn, höchst persönlich!" Dass er da war und sein schändliches Handwerk getrieben hatte, weiß man bei uns fast schon in jedem Dorf: der Bilmeßschneider, der abscheuliche Feldverderber. Die schreckliche Hässlichkeit seiner dicken, zottigen Gestalt wäre noch das Geringste und Erträglichste. Aber der Unhold trägt an seinen plumpen Bockfüßen messerscharfe Sicheln.
In der Johannisnacht - sagen die meisten, knapp vor dem Schnitt sagen die anderen - springt der Schurke zwischen Abend und Taganläuten in jedes Feld hinein, das nicht "gefeit" ist und "drittelt" es, das heisst, er holt sich seinen dritten Teil. Während er durch die Felder hüpft, schneidet er mit seinen Sicheln an den Klumpfüßen rechts und links Getreide ab, und zwar soviel, dass es gerade ein Drittel vom Ertrag des ganzen Feldes ausmacht. Seine Beute schleppt er, indem er sich von einem Sturmwind heimbringen lässt, in eine großmächtige Höhle, welche kein Mensch entdecken kann. Ist die Höhle voll, dass kein einziger Halm mehr Platz findet, so hört der Unhold trotzdem nicht auf, die Felder zu verwüsten. Jetzt schneidet er das Getreide nicht mehr ab, sondern zertrampelt es mit seinen Klumpfüßen in Schwadenbreite ab.
Gottlob gibt es einige Mittel, um dem abscheulichen Gesellen das Handwerk zu legen. Ein Bauer aus Heretshausen fährt den ersten Wagen der Ernte rückwärts in die Tenne, ja nicht mit der Deichsel zuerst. Oder, was noch besser ist: Wenn die Dreschmaschine läuft, dann lässt er zuerst einige Kretzen voll dürrer Tannennadeln durchlaufen. Der Bilmeßreiter lauert dann schon auf den ersten Sack. Kaum ist er da, packt er ihn. Der erste Sack ist sein, und dann ist er betrogen.
Aber das beste Mittel kennt jeder "gewürfelte" Bauer, der weiß, dass der gespenstische Schnitter die Felder nämlich nur übers Eck betritt, niemals an der Lang- oder Breitseite. Deswegen steckt die fromme Bäuerin an den Ecken des Feldes ein geweihtes, angekohltes Stück Spanholz in Kreuzchenform vom Karsamstagsfeuer und ein Zweiglein vom Palmbüschel in die Erde. Über etwas Geweihtes darf der Bilmes nicht springen. Also schützt der schlaue Bauer seine Äcker vor dem Bösen.

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Eigenschaften

Anmerkung
Entstehungnicht bekannt und erforscht
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
BezugSagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
kurze InhaltsbeschreibungSagengestalt, die den Landwirten das Leben schwer macht.
Entstehungszeitnoch nicht erforscht.

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Adelzhausen


86559 Heretshausen

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