Vor ungefähr 160 Jahren lebte auf Schloss Affing die Gräfin Eleonore von Gravenreuth. Sie war eine recht vornehme Dame. Noch heute erzählen sich die Affinger von ihren seltsamen Spaziergängen in der Kastanienallee.
Prächtig angetan mit kostbaren Gewändern trat die Gräfin aus dem Schlossportal und begann, durch die Allee zu "wandeln". Bald aber wurde es ihr zu warm. Sie streifte die Handschuhe ab und ließ sie fallen. Sie ging weiter. Nach einiger Zeit öffnete sie die Schließe ihres Umhanges und ließ ihn zu Boden gleiten. Sie aber ging weiter. Nun löste sie den seidenen Schal, auch er flatterte auf die Erde.
Nun lagen all die wertvollen Kleidungsstücke wohl auf dem Weg, vielleicht sogar im Schmutz, könnte man meinen! Aber nein! Hinter der Frau Gräfin ging allzeit ein ergebener Diener. Der bückte sich wieder und wieder und sammelte das Weggeworfene auf. Man sah, dass er oft einen ganzen Arm voll zu tragen hatte! Am Ende des Weges bei der heutigen "Mandling" stand eine hölzerne Bank. Sie war das Ruheplätzchen der Gräfin Eleonore. Die Affinger nannten diese Stelle deshalb "Eleonoren-Ruh". Man könnte nun denken: diese Frau Gräfin war aber verwöhnt! und bestimmt hat sie nur an sich selber gedacht! Aber das stimmt nicht! Die Gräfin hatte ein gütiges Herz und eine besondere Zuneigung zu den Kindern des Dorfes. Sie ließ nämlich für die Affinger Kinder das erste Schulhaus bauen und bezahlte alles aus ihrer eigenen Geldkassette.
Das alte Schulhaus steht heute nicht mehr. Im neuen Schulhaus jedoch hängt ein schon etwas brüchiges Ölgemälde, auf dem diese großherzige Frau zu sehen ist. Ihr freundliches Gesicht ist von hellen Stopsellocken umrahmt.
Die Affinger haben die Freigebigkeit der Gräfin Eleonore auch nach vielen Jahren nicht vergessen und noch heute wird über ihre Spaziergänge gelächelt.
| Bezug | Familie von Gravenreuth, Affing |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Die Geschichte berichtet von der Gräfin Eleonore von Gravenreuth, die in Affing sehr beliebt war. |
| Anmerkung | Quelle: Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 |
Gemeinde: Affing
86444 Affing