In dem an die Kapelle St. Jodok angebauten Mesnerhaus lebte in früheren Zeiten stets eine Familie, die den dortigen Mesnerdienst zu versehen hatte. 1883 werden noch zwei Seelen vermerkt, die dort gewohnt haben.
Es war im Jahre 1870, als die Schreckensbotschaft von Mund zu Mund ging: Das Mesnerehepaar von St. Jodok ist mit dem Beil erschlagen worden. Vermutlich handelte es sich um einen Racheakt, da der Mesner zugleich auch Waldaufseher war, der den späteren Mörder bei unlauteren Geschäften erwischt haben mag. Laut Sterberegister des Pfarramts Haunswies handelt es sich um den 62jährigen Schneidermeister und Waldaufseher Konrad Bäumel und seine 60jährige Frau Anna.
Noch lange nach dem schrecklichen Mord an dem Ehepaar Bäumel am Karfreitag des Jahres 1870 in St. Jodok erzählte man sich, dass es in der Gegend von St. Jodok umgehe. Die Schneidersleute hatten einen Pudel besessen. Dieser streifte herrenlos in den umliegenden Wäldern umher. Die Leute vermeinten ihn auch dann immer noch gesehen oder gehört zu haben, als der Hund nach menschlichem Ermessen längst eingegangen sein musste. Es hieß, der "Joaspudel" gehe um. So soll sich unter anderem auch folgendes zugetragen haben:
Den Griesbeckerzeller Musikanten ist vor langer Zeit, als sie von einer Tanzmusik nach Hause gingen, der Pudel begegnet. Er saß dort, wo der Weg nach Schneitbach das Sträßlein kreuzt. Er tat den Leuten nichts, nur wuchs er immer mehr, bis er schließlich so groß war wie sie selbst.
Ganz schlimm erging es einem Igenhausener Bauern, dem der Joaspudel an einer ehemaligen Straßenkreuzung bei St. Jodok begegnete. Der Bauer hatte immer schon den Mund gerne voll genommen. So war es auch einmal eines Abends. Einige Männer hatten sich hinter den Krügen getroffen und tüchtig dem Bier zugesprochen. Der Span, der neben dem Ofen qualmte und spärliches gelbes Licht spendete, war bereits einige Male erneuert worden. Die Augen der Männer glänzten wie Taler am Spenzer. Man hatte auch ein interessantes Gespräch: Der Joaspudel geht um. Bei der alten Pilgerkapelle des hl. Jodok ist er gesehen worden. Seine Spuren sind bis zur Salzkapelle bei Latzenhausen zu verfolgen. Dort sind erst vor kurzem Ochsen durch ihn scheu geworden. In Gallenbach nennt man ihn den Santiaspudel. Auch dort ist er schon einigen Leuten begegnet. In Laimering sind Pferde scheu geworden, und bei Aindling ist er bellend in den Wald gerannt, dass die Bäume krachten und die Funken nur so stoben. Der Oberschneitbacher, der vor einigen Tagen erst mit dem Langholzfuhrwerk nach Augsburg fuhr, hat ihn auch gesehen. "Ach was, Witz! Ich glaub nicht an ihn! Nur alter Weiberschreck, sonst nichts!" gröhlte der Held. "Sag das nicht, Jockl!" gab ein anderer darauf. "Ich hab ihn selber schon gesehen an der Kapelle bei Jodok. Mir hat er den Weg verlegt, und ihr wisst doch alle, dass ich mich vor keinem Teufel fürchte" - "Wohl, das stimmt!" pflichteten ihm die anderen bei. Nur der Jockl, der Maulheld, frotzelte und spottete: "Den Teufel willst du nicht fürchten, aber den räudigen Köder traust du dich nicht zu verscheuchen. Hast deine Hose immer gut gebunden? Ich sag dir, du bist ein Schlappschwanz! Mir sollte das Biest in den Weg kommen. Mit diesen Fingern würde ich es zerreißen!" So und ähnlich spottete er noch lange.
Um es kurz zu machen: Eines Tages fand man ihn tot bei St. Jodok auf der Straße. Seine Geldkatze war noch voller Taler, sein Messer steckte in der Scheide. Kein Räuber hatte ihn angefallen, aber sein Hals war durchgebissen. Der Joaspudel hatte sich gerächt.
Fast an der gleichen Stelle begegnete einem Igenhausener Bauern, der bei Nacht, besser gesagt am frühen Morgen, nach Augsburg fahren wollte, ein Pudel mit feurigen Augen. Eine Zeitlang rannte er immer um Pferd und Wagen. Plötzlich aber sprang er mit einem Riesensatz hinten auf den Wagen. Seine Augen sollen so groß wie zwei irdene Milchweidlinge gewesen sein. Sie sollen furchtbar gerollt haben. Der Bauer schlug mit der Peitsche nach dem Hund und traf ihn auch. Nur kurz sprang der Hund vom Wagen, war aber gleich wieder oben. Die Pferde schwitzten und zitterten. Einmal zogen sie ganz wütend an, dann wollten sie wieder keinen Schritt weiter. In der Nähe der Jodokskapelle war der Pudel plötzlich verschwunden, und Mann und Ross zogen ruhig ihres Weges.
| Bezug | Haunswies |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Die Sage berichtet von einem unheimlichen Pudel, der in der Gegend der Wallfahrtskirche St. Jodok sein Unwesen trieb. |
| Anmerkung | Quelle: Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 |
Gemeinde: Affing
86444 Affing