Wenn Haunswieser Leute an Freitagen frühmorgens zum Wochenmarkt nach Augsburg fuhren, wurde schon häufig ein Reiter ohne Kopf gesehen. Todesbleich saß oft ein Bäuerlein auf dem Wagen, wenn es bemerken musste, dass der geisterhafte Schimmel seinen Kopf unter fortwährendem "brt, brt!" auf das Ende des nächtlichen Gefährts gelegt hatte. Unter Gebeten für die Armen Seelen oder seine eigene arme Seele gelangte der Fuhrmann am Affinger Sommerkeller vorbei, wo am Waldrand der kopflose Reiter die Strasse verließ, um seinen Weg gegen das Anwesen des Abdeckers Bergmoser zu nehmen und bei zwei Straßenbäumen im Graben zu verschwinden. Ross und Reiter kamen gar nicht selten durch Haunswies selbst. Tags darauf konnte man noch auf der Wiesenstrecke zwischen "Lachamo" und "Schustamo" die Spuren deutlich verfolgen.
Der kopflose Schimmelreiter ist ein sprechendes Zeichen aus der Zeit der Christianisierung, als Wotan seiner Bedeutung beraubt wurde, wie ja auch bei der Vertreibung der Römer den Götzenstandbildern fast ausnahmslos die Köpfe abgeschlagen wurden.
Bestätigt wird die in Haunswies gebräuchlich gewesene Wotansverehrung durch zwei Erzählungen über die "wilde Jagd", an deren Spitze bekanntlich der Schimmelreiter durch die Lüfte zieht.
Beim Gaßlbauern in Haunswies stand ein Unterknecht von Igenhausen im Dienst, der entsetzlich fluchte. Als er sich nun eines Tages sogar eines Gottesfrevels schuldig gemacht hatte, fasste ihn nachts das "wilde Gjag" und trug ihn durch die Lüfte. Kurz vor dem Hößlinger Weiher ließ es ihn jedoch fallen.
Der Gütler Johann Selig von Edenried soll beim Kleemähen ebenfalls von der wilden Jagd entführt worden sein, da er bei Herannahen des johlenden Zuges sich nicht auf den Boden geworfen hatte. Beim Gebetläuten kam er im Hl. Geist (Waldung der Hl.-Geist-Spitalverwaltung in Aichach) unversehrt wieder auf den Erdboden.
Die wilde Jagd tobte besonders um den Seißenberg bei Haunswies, dessen Anklang an den griechischen Zeus vermutet wird.
| Anmerkung | Quelle: Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 |
| Bezug | Haunswies |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Die Sage erzählt von kopflosen Schimmelreitern, die in der Gegend von Haunswies erschienen. |
Gemeinde: Affing
86444 Haunswies