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Das große Brausen und Tosen

Ein Mann aus Binnenbach hat folgende Sage niedergeschrieben:
"Es war eine Woche vor Weihnachten im Jahre 1904. Ich stellte eine Raubtierfalle am Bienenstock auf, der heute noch am gleichen Platze steht wie damals. Im tiefen Schnee war schon längere Zeit eine Marderspur und ich wollte mir diesen Burschen fangen. Damit er mir aber nicht vor der Falle entginge, passte ich in der kalten Winternacht auf ihn. Ich lag auf dem im Garten sich befindlichen großen Strohhaufen. Mit Decken war ich ausgerüstet und schlüpfte richtig in das Stroh. Am Abend, so gegen neun Uhr, war ich auf die Lauer gegangen. Die Nacht war kalt, der Schnee lag tief und schillerte, vom Mond beschienen. Alles war totenstill. Hie und da hörte ich aus den Nachbardörfern ein Hundegebell. Es wurde elf Uhr. Das Schlagen vernahm ich vom benachbarten Kirchturm. Es dauerte wohl noch eine Viertelstunde. Da hörte ich von weitem aus nördlicher Richtung Hundegebell, das immer stärker wurde. Es entstand auch auf einmal ein großes Brausen und Tosen, ohne dass eigentlich ein Wind zu bemerken war. Es wurde immer heftiger. Dann vernahm ich auf einmal von weit her das Geschrei sämtlicher Haustierarten: Pferde wieherten, Katzen miauten, Ziegen meckerten, Kühe brüllten usw., Dazu war auch eine ganz erbärmliche Musik hörbar. All das kam immer näher. Immer lauter wurde der Lärm. Ich blieb noch eine Zeitlang im Strohhaufen. Als aber dieses Geschrei und Brausen und Musizieren immer noch näher kam, verließ ich meine Stellung und weckte meinen Vater. Ich rief ihm zu, er solle doch schnell das Kammerfenster öffnen und auch horchen, ob er das nicht auch alles hören könne. Der Vater öffnete sein Fenster und streckte den Kopf heraus und hörte alles wie ich, aber nicht mehr in der gleichen großen Stärke. Ich ging dann nochmals in die Nähe des Strohhaufens, und hörte das Geschrei nur noch in Richtung Osten abziehen. Das Sausen war zuerst so arg, als wollte der nahe Wald mitsamt Berg und Tal in die Wolken fliegen."

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Eigenschaften

Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
Anmerkung
Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
Bezug
kurze InhaltsbeschreibungDie Geschichte berichtet von unheimlichen Tierstimmen in einer Winternacht.
Entstehungszeit

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Aindling


86447 Binnenbach

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