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Der Grenzsteinversetzer

Eines Abends ging ein Arbeiter auf dem Feldweg der Laimeringer Flur heimwärts. Da entdeckte er eine dunkle Gestalt, die sich zwischen den Büschen und Bäumen hin und herbewegte, sich dann und wann bückte, als ob sie nach etwas suchte, aber einfach nicht finden konnte. Der nächtliche Wanderer stutzte, denn die unbekannte Gestalt keuchte und stöhnte wie unter einer schweren Last. Plötzlich vernahm er deutlich ein Rufen in die Stille der Nacht hinein: "Wo muass i denn den Grenzstoa hinsetz’n?" Der Arbeiter erschrak. Ein Grenzsteinversetzer! Jetzt hörte er deutlich, wie der unbekannte Rufer bitterlich zu weinen begann. Da fasste sich der Mann ein Herz und antwortete dem unruhigen Suchenden: "Da, wost'n rausdo hast, da setzt den Grenzstoa wieder nei!" Es blieb einige Zeit still. Dann rief die Stimme erfreut: "Vergelt's Gott, jetzt bin ich erlöst."
Das war das erlösende Wort, auf das die Arme Seele gewartet hatte. Dieser nachts ruhelos umgehende Bauer soll zu Lebzeiten ein rechter "Ruach" gewesen sein, der nie genug kriegen und haben konnte. Und da habe er einmal, um seinen Grund zu vergrößern, einen Grenzstein zu seinen Gunsten versetzt. "Des G'wiss'n hat'n nia druckt." Und so hat er auch die Schandtat nie wieder in seinem Leben gut gemacht, bis er gestorben ist. So musste er nach seinem Tode auf Erden wandern und den Platz suchen, von dem er den Grenzstein herausgenommen hatte. Damit er ihn aber finden könnte, musste er immer wieder die Frage stellen, die ihm der Arbeiter endlich beantwortet hatte.

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Eigenschaften

Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
kurze InhaltsbeschreibungEs handelt sich um eine arme Seele, einen Verstorbenen der in seinem Leben ein rechter Ruach war.

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Dasing


86453 Dasing / Laimering

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