Der Jäger im Pfitzholz

Der Jahrmarkt in Aindling wird von der ganzen Umgebung immer schon lange erwartet; nicht bloß, weil ungeahnte Herrlichkeiten zum Kaufe bereit liegen, sondern weil man auch alte Bekannte aus der näheren und weiteren Umgebung trifft. Und nicht zuletzt lockt Musik und Tanz.
So waren auch einmal Burschen aus Alsmoos dorthin gegangen.
Selbstverständlich verging die Zeit beim Zwiefachen und der Polka, beim Trunk und beim Scherz mit den Mädchen viel, viel zu schnell. Als man sich endlich zum Heimweg entschloss, war die Mitternacht längst vorüber. Da traf es sich, dass einer das Gespräch auf den Jäger im Pfitzholz lenkte, der mit dem Muh-Schrei, ähnlich dem einer Kuh, die Leute narrt. Schnell war man sich einig, dass, wenn heute die Kuh wieder brüllen sollte, man Antwort geben wollte.
Indes näherte man sich Appertshausen und horch: „Muh-muh" brüllte es im nahen Wald. Da erfasste die Burschen der Schrecken so sehr, dass sie all ihren prahlerischen Schneid vergessen hatten. Sie liefen, als ob sie gestohlen hätten. Hinter ihnen aber trampelte etwas schwer auf der Straße und schnaubte und brüllte immerfort sein schauriges Muh. Beim ersten Haus gleich rannten unsere Maulhelden so sehr gegen die Türe, dass sie nachgab und einbrach. Dem Bauern, der im Hemd aus der Kammer rannte, bekannten sie mit wackelnden Knien und schlotternden Hosen ihren Frevel. Schnell wurde die Tür verrammelt.
So sehr aber waren die Burschen erschrocken, dass sie sich am nächsten Morgen, als längst die Sonne am Himmel stand, noch nicht heimgehn trauten, so dass dem Bauern, er wollte sie loswerden, nichts anderes übrig blieb, als einzuspannen und sie heimzufahren.
Eine ähnliche Sage erzählt von der "Harthofkuh" bei Untergriesbach. Sie spielt da um den Veitsmarkt in Aichach mit Allenberger Burschen. Ein Jäger wird hier aber nicht genannt.