Ein Bauer von Höhenried bei Aindling hatte ein zweites Mal geheiratet. Von seiner ersten Frau hatte er eine Tochter, ein dralles Jungferlein, von dem man nicht sagen konnte, sah es mehr dem Vater oder mehr der Mutter gleich.
Es war nicht mehr so recht die Freude bei dieser zweiten Hochzeit aufgekommen, sie war wohl auch nicht mehr so recht am Platze. Die Schläfen des Bauern schimmerten schon grau. Aber lustig ging es doch zu. Gegessen, getrunken und getanzt wurde, und an Fröhlichkeit fehlte es nicht.
Am anderen Morgen aber lag der Bauer tot im Bett. Es hatte ihn wohl der Schlag getroffen. Ganz friedlich lag er da, gerade als ob er schliefe.
Das war ein Jammern und ein Klagen! Aber der Tag forderte harte Hände und zum Kopfhängen war keine Zeit. Die Ernte war wohl in den Scheunen. Von den Nachbarhäusern klang schon der Takt der Drescher.
Es war höchste Zeit, wenn man mit der Arbeit wieder zur gegebenen Zeit fertig sein wollte. Es ging bald alles seinen alten Lauf, wenngleich es nicht von der Hand zu weisen war, dass die starke Hand des Bauern fehlte. In Küche und Haus, da war alles in Ordnung. Da schaltete die Bäuerin mit kluger Umsicht, aber dort, wo die Ehehalten allein waren, in Stall und Stadel, da ging es langsam. Es fehlte eben der Bauer.
Eines Tages aber war er wieder da. Gesehen hat ihn niemand. Aber als die Männer beim Dreschen waren, kamen plötzlich von oben die Garben geflogen herunter auf die Tenne und mehr als sie sich selbst herab geworfen hätten. Und plötzlich klapperte ein Dreschflegel dazwischen, von unsichtbarer Hand geführt und der trieb und hetzte das Tempo, das so schön gemütlich gewesen war. Am Morgen, als die Knechte den taunassen Klee mähten, zischte es hinter dem letzten, und Mahd für Mahd reihte sich zu Schwaden und immer näher kam die schwingende Sense, so nahe, als ob sie dem Vordermann die Füsse absensen wollte.
Immer aber, wenn es den Tag anläutete, dann war der Geist verschwunden. Dann schnauften die Knechte auf. Der Bauer war zu Lebzeiten schon kein Schlaffer gewesen, nun aber schaffte er doppelt. Dass da mehr als ein ungehaltenes Wort über die Lippen der Ehehalten kam, versteht sich. Und gerade schön drückten sie sich auch nicht aus.
Aber das mussten sie dann büßen. Da waren dann den Pferden des Morgens Mähne und Schweif eingeflochten, dass sie schier nimmer zu lösen waren. Den Knechten aber, die dazumal ja noch im Roßstall schliefen, flogen die Decken vom Bett und dafür die Rossäpfel an die Ohren, dass es nur so knallte. Da zogen sie alle aus und legten sich ins Austragsstüberl. "Nun haben wir vor dem Teufel Ruhe", sagten sie. Aber da hatten sie sich schwer getäuscht. Des Nachts war es jedem, als ob er erwürgt werden sollte. Entsetzliche Qualen standen sie aus.
Da gingen sie am Morgen zur Bäuerin und forderten von ihr Abhilfe. Die freilich wusste auch nicht zu helfen. Schließlich sollte der Geist verbannt werden. Der aber bettelte so herzerweichend, man solle ihn doch dem Hofe lassen, und wenn man ihm das schlechteste und unwürdigste Plätzchen anweisen wollte, und sei es der Düngerhaufen, aber am Hof sollte man ihn lassen. Aber der Geistliche, es soll ein Jesuit gewesen sein, hatte dafür kein Verständnis. Man verbannte den Geist in einen irdenen Krug, der dann in die Pfitz, einem Wald zwischen Hohenried und Appertshausen, gefahren wurde.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
| Entstehung | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
| Bezug | |
| kurze Inhaltsbeschreibung | |
| Entstehungszeit |
Gemeinde: Petersdorf
86574 Hohenried