Im Gegensatz zu Herzog Otto stand sein Neffe, Pfalzgraf Otto VIII. von Wittelsbach. Er stand im Dienste König Philipps von Schwaben und war mit einer Tochter des Königs verlobt, deren Hand aber ward ihm seit einiger Zeit vom König verweigert. Die Ursache wird von Zeitgenossen verschieden angegeben: Die einen sagen, Otto sei ein grausamer Herr gewesen. Otto soll bei jedem Ausritt Stricke am Sattel befestigt haben, um Missetäter sogleich an Ort und Stelle aufzuhängen, wozu oft nur eine Kleinigkeit genügte, andere führen das nahe Verwandtschaftsverhältnis der Hohenstaufen mit den Wittelsbachern an. Eine Chronik berichtet sogar, Philipp habe Otto VIII. in betrügerischer Weise die Hand seiner Tochter entzogen. Jedenfalls war Otto tief enttäuscht, doch diente er dem König weiterhin in Treue. Er gedachte darum, um die Tochter Heinrichs von Polen anzuhalten. Der Wittelsbacher bat Philipp, eine Empfehlung zu versiegeln, die an den Herzog gerichtet war. Es erwies sich jedoch später, dass Philipp den Brief in entgegengesetztem Sinne abändern ließ. Da Otto des Lesens unkundig war, übergab er das Schreiben einem Vertrauten. Dieser erbleichte, als er den Inhalt vernahm und weigerte sich, den Brief vorzulesen. Nachdem ein anderer Freund ihm vorlas, was der König dem Polenfürsten geschrieben hatte, geriet Otto sehr in Zorn und sann auf Rache.
Es war der 21. Juni 1208. Die Nichte Philipps hatte sich verehelicht und der König selbst befand sich im Palaste des Bischofs Ekbert von Bamberg. Von Freunden war Otto in seinem Racheplan bestärkt worden. Mit 16 Kriegsleuten, einem Freunde und mehreren Dienern drang Otto in den Palast ein und betrat mit gezogenem Schwerte das Zimmer Philipps. Dieser rief ihm entgegen: "Zum Schwertspiel ist kein Ort bei mir!" Otto antwortete: "Aber wohl, um deine Treulosigkeit zu büßen; für dich, Philipp, ist es kein Spiel!" Und im auffahrenden Wittelsbacher Jähzorn stieß er ihm das Schwert in die Kehle.
Der Bischof floh entsetzt, einige Umstehenden wollten sich auf den Mörder werfen, um ihn gefangenzunehmen. Otto aber stürzte aus dem Gemach, schwang sich mit seiner Begleitung auf die Pferde und jagte in die Nacht hinaus davon.
Schrecken erfasste alle, die von dem Königsmord in Bamberg hörten. Der Gemahlin des Königs brach das Herz und sie starb ebenfalls. Das neue rechtmäsßige Reichsoberhaupt, Herzog Otto von Braunschweig, zu dem auch der neue bayerische Herzog Ludwig der Kelheimer überging, erklärte den Königsmörder in die Reichsacht und verteilte alle seine Güter auf die Stammverwandten. Herzog Ludwig wurde gleichzeitig die Erblichkeit des bayerischen Herzogtums bestätigt. Manche Historiker nehmen daher an, dass der Königsmord keine private, sondern mehr eine politische Affäre war.
Pfalzgraf Otto aber zog es vor, sich den Nachspähungen in stiller Verborgenheit zu entziehen. Auf einem Hofe von Mönchen hatte er Zuflucht gefunden. Dort aber ereilte ihn auch das Schicksal. Von einem Verräter geführt drang Heinrich von Pappenheim zu dem Versteckten und enthauptete ihn. Das Haupt wurde in die Donau geworfen, die Leiche wurde später nach Kloster Indersdorf überführt, wo Ottos Vater die letzte Ruhestätte gefunden hatte.
Volle acht Jahre lang lag der Körper des Mörders in einem verteerten Fasse in den Gewölben des Klosters, bis endlich nach Lösung des Bannes durch den Papst die Leiche bestattet werden durfte.
In Ausführung der Reichsacht über Otto VIII. zerstörte 1209 sein Onkel Ludwig der Kelheimer selber die Stätte seiner Vorfahren. Mit der Wittelsbacher Burg in Oberwittelsbach wurden auch die Burgen Glaneck, Bockhorn und Andechs dem Erdboden gleich gemacht. Ein bitteres Strafgericht ging hernieder. Die Zerstörung der Burg in Oberwittelsbach war dem Kelheimer vollständig gelungen. Die Steine benützte man, nach einer Urkunde des Klosters Indersdorf, teilweise zum Bau der Aichacher Stadtmauer. Zur Sühne für die Bluttat seines Neffen errichtete Ludwig aus den anderen Steinen eine Sühnekapelle auf dem leeren Burgplatze, deren Überreste heute noch in Form romanischer Rundbögen an den Außenmauern der heutigen Burgkirche zu sehen sind. Das Kirchlein wurde zur Betreuung den Deutschordensrittern zu Blumenthal übergeben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Oberwittelsbach zu einem regelrechten Marien-Wallfahrtsort, sodass das Kirchlein zu klein wurde und 1418 zu dem heutigen gotischen Kirchenbau erweitert werden musste.
Lediglich zwei Quadersteine ließ man von der einst geschleiften Burg zur Erinnerung und Mahnung auf dem heutigen Burgplatze liegen. Darauf steht geschrieben: "Überreste der im Jahre 1209 geschleiften Burg". Bis 1853 mieden die Wittelsbacher die Stätte ihrer Vorfahren.
Nördlich des heutigen Burgplatzes, am Wege nach Unterwittelsbach, liegt eine von Menschenhand angelegte Erdaufschüttung, die die Form eines großen Schiffes hat. Im Volksmund heißt sie "das Totenschiff". Ob es ein vorzeitliches Grabmal, eine vorzeitliche Opferstätte oder wie manche annehmen, die verfallene Festung der Agilofinger ist, weiß man nicht.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
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| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
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| kurze Inhaltsbeschreibung | |
| Entstehungszeit |
Gemeinde: Aichach
86551 Oberwittelsbach