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Die Bannwaldsage

Nach einer anderen Version soll der Flaschengeist weiblichen Geschlechtes gewesen sein, wie eine Frau aus Motzenhofen mitgeteilt hat:
In Inchenhofen lebte eine Frau, von der man sagte, dass der Teufel in ihr wäre. Sie traktierte ihren Mann, die Kinder und Nachbarn. Schon in jungen Jahren wurde sie krank und zugleich noch böser. Es konnte ihr niemand, selbst die Ärzte nicht, helfen. Als der Pfarrer kam und sie ihn erblickte, fing sie an zu schreien und um sich zu schlagen. Es half nicht einmal das Weihwasserspritzen. Nach einiger Zeit starb sie unter schrecklichen Schmerzen.
Als man die Frau beerdigen wollte, konnte man sie, da sie so starr und schwer war, nicht umdrehen, um sie zu waschen und einzukleiden für das Totenbett. Selbst vier Männer schafften es nicht. Als der Pfarrer sie mit Weihwasser bespritzte, fing die zwei Tage alte Leiche so zu zittern an, dass selbst die Wände mitzitterten. Die ganze Nachbarschaft tat Buße für die Frau, und nach einigen Tagen konnte man die Frau dann bestatten.
Obwohl die Frau im Friedhof beerdigt wurde, standen die meisten Leute außerhalb der Friedhofsmauer. Nun meinte man, es sei alles vorüber.
Aber in dem damals noch üblichen, gemauerten Ofen im Hause der Frau saß der Teufel. Sobald man im Winter im Herd ein Feuer entzündete, fing dieser an zu zittern und das Ofentürchen ging auf und zu. Stichflammen schlugen bis zum Kamin empor. Und schließlich erlosch dann das Feuer wieder. Dies geschah so jedes mal, wenn das Feuer angezündet wurde. Bei Gebeten schlug das Ofentürchen ebenfalls und auch Weihwasser und Exorzismus halfen nichts. Nun holte man einen Pater aus dem Kloster, der sich mit Teufeln gut auskannte, herbei. Dieser stellte eine Flasche auf den Ofen und versuchte mit Fasten und Beten den Teufel auszutreiben, was ihm schließlich auch gelang. Mit Zischen und Brausen fuhr der Teufel aus dem Ofen in die Flasche. Der Pater verschloss die Flasche und sagte, dass man diese jetzt im Wald vergraben müsse. Dort könne sie dann bleiben. Mit einem Flaschenzug wurde sie vom Boden auf einen Wagen gehoben. Acht Männer zogen sie dann in den Wald zwischen Inchenhofen, Walchshofen und Motzenhofen und vergruben sie dort, wo sie heute noch liegt.
Geht man in einer Mondnacht zwischen 12 und 1 Uhr in diesen Wald und ruft "Fidel, Fidel, geigei", so rührt sich dieser Geist wieder.

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Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
Anmerkung
Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
Bezug
kurze Inhaltsbeschreibung
Entstehungszeit

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Inchenhofen


86570 Inchenhofen

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