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Leonhardsnagel und Leonhardsketten

Seit 1256 ist der hl. Leonhard der Kirchenpatron von Inchenhofen und wird von der Landbevölkerung als Fürbitter und Beschützer des Stalles und des Viehs, sowie als Befreier der Gefangenen gefeiert. Auch ist er Patron für menschliche und tierische Leiden, sowie Beschützer der Feldfrüchte.
Man opferte dem großen Heiligen, der zu den 14 Nothelfern zählt, Pflugscharen, Wageisen, Hufeisen, Ketten, Ringe usw.
Wie die Bauern in alten Zeiten Opferketten schmieden ließen, so empfehlen sie sich und seit dem 16. Jahrhundert auch ihr Vieh dem Schutz des Heiligen. Ihm zu Ehren trugen Bauern und Bäuerinnen Eisenketten, Ringe um Leib, Hals oder Fuss und Arme, wo eben eine Krankheit saß.
Hufeisen wurden als Glückszeichen an der Uhrkette getragen und Hufeisen an die Stalltüre genagelt. Die Ketten um den Kirchturm wurden im 19. Jahrhundert auf staatliche Anordnung entfernt.
Der 292 Pfund schwere Leonhardsnagel wurde aus Ketten, Ringen und Pflugscharen geschmiedet. Früher waren drei solcher Nägel vorhanden, aber zwei gingen durch Ausleihen verloren. Der jetzige wurde 1698 von einem Bauern auf dem Feld ausgeackert. Diese Nägel wurden von den Wallfahrern zwei bis drei Meilen weit getragen. Auf Anordnung des Bischofs wurde der jetzige Nagel auf der Südseite der Kirche befestigt. Solche Nägel sollten Fruchtbarkeitssymbole sein, denen heilbringende Kraft zugeschrieben wurde. Inchenhofen genoss Jahrhunderte lang den Ruhm, im Range der Wallfahrten an 4. Stelle zu stehen: Jerusalem, Rom, Compostela, lnchenhofen.
Die Mirakelbücher seit 1348 zeugen viel tausendmal von belohntem Vertrauen. Mirakelbücher verzeichnen die wunderbaren Gebetserhörungen die den Gläubigen durch die Fürbitte des Heiligen zuteil wurden. Nicht nur die kleinen Leute wetteiferten in der Verehrung des hl. Leonhard, auch die großen kirchlichen und weltlichen Machthaber der Erde: Päpste und Kaiser, Bischöfe und Könige blieben nicht zurück. Auch sah "St. Leonhard" jahrhunderte lang alljährlich den kurfürstlichen Hof Bayerns unter seinen Wallfahrern. So kam z. B. Kurfürst Maximilian I. 1631, als die kurfürstliche Schwaige Schleissheim von einer Viehseuche betroffen wurde, nach St. Leonhard und ließ dort sein eigenes, schönstes Pferd als Opfergabe zurück. Alle folgenden Kurfürsten bis auf die Zeit Karl Theodors opferten jedes Jahr ein zweijähriges Pferd aus ihrem Marstalle als Opfer nach Inchenhofen. Jährlich zogen 167 Pfarreien nach Inchenhofen und brachten Wag- und Pflugeisen mit, nicht gerechnet die Menge der Städte, Märkte und Gemeinden, die jährlich eine brennende grosse Kerze gaben.
Inchenhofen hat den ältesten Leonhardiritt mit altbayerischem Charakter. Ursprünglich ritt man sogar um den Hochaltar innerhalb der Kirche. Noch heute kommen Zehntausende von Besuchern, wenn Bischöfe oder Äbte und Vertreter der Staatsregierung am Leonhardiumzug teilnehmen.

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Eigenschaften

Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
Anmerkung
Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
Bezug
kurze Inhaltsbeschreibung
Entstehungszeit

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Inchenhofen


86570 Inchenhofen

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