Erbaut in den Jahren 1991/92
durch den Verein Kapelle Rettenbach e.V.
Zur Entstehungsgeschichte:
Während einer Pfarrgemeinderatssitzung Anfang 1987 wurde über die Bittgänge des Jahres gesprochen. Insbesondere suchte man nach einem passenden Zielpunkt für eine Lichterprozession im Mai. Pfarrer Nießner - erst seit wenigen Monaten neuer Pfarrvikar von Unterbernbach - stellte die Frage, ob wir nicht eine Kapelle im näheren Ortsbereich hätten.
Der Gedanke an eine Kapelle ging einigen Pfarrgemeinderatsmitgliedern nicht mehr aus dem Kopf. So kamen irgendwann in den darauffolgenden Wochen Jakob Knicker, Xaver Ott und Martin Zeidler hierüber ins Gespräch und vereinbarten, den Gedanken eines Kapellenbaues nicht gleich beiseite zu legen. Bald kam man auf die Idee, die neue Kapelle in Rettenbach zu errichten. Bei den Rettenbachern fand dieses Vorhaben breite Zustimmung und so wurden diese Überlegungen Pfarrer Nießner vorgetragen. Mit seinem Einverständnis konnten Ende 1987 die Planungen aufgenommen werden.
Ein großes Stück weiter ging es dann, als sich die Familie Jakob Krucker (Schorsch-Bauer) aus Rettenbach bereit erklärte, kostenlos ein entsprechendes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Doch wer sollte als Bauherr fungieren? Zuerst dachte man daran, einen Förderkreis zu gründen, der im Auftrag der Kirchenverwaltung die Arbeiten durchführt. Auf Anraten von Pfarrer Nießner entschied man sich dann doch zur Gründung eines selbständigen Vereins, dem als Eigentümer Bau und Unterhalt der Kapelle obliegen sollten.
Große Sorgen machten sich die Verantwortlichen anfangs hinsichtlich der Finanzierung. Es wurde daran gedacht, über mehrere Jahre hinweg Geld zu sammeln und mit dem Bau erst zu beginnen, wenn ein ausreichender finanzieller Grundstock vorhanden wäre. Doch dann erfuhr, fast nebenbei, Anton Heggenstaller, damals noch Besitzer des gleichnamigen Holzwerkes in Unterbernbach, von dem Vorhaben und erklärte sich bereit, einen größeren Geldbetrag zu spenden. Hierbei stellte sich heraus, dass Herr Heggenstaller bereits Mitte der 50er Jahre eine Kapelle stiften wollte, nach nunmehr über 30 Jahren sollte sich dieses Vorhaben doch noch verwirklichen.
Jetzt war man auf der Suche nach einem geeigneten Architekten. Pfarrer Nießner wurde wiederum aktiv und sprach mit Dipl.-Ing. Josef Hell aus Paar. Herr Hell fertigte drei Entwürfe: Für einen herkömm-
lichen, einen etwas moderneren und einen ausgeprägt modernen Baustil. Nach längeren Diskussionen entschied man sich letztlich für eine konventionelle Bauform.
Am 16. Februar 1990 gründeten etwa 50 Einwohner aus Rettenbach und Unterbernbach im Schützenheim den Verein „Kapelle Rettenbach". Zum 1. Vorsitzenden wurde Xaver Ott, zum 2. Vorsitzenden Jakob Krucker und zum Schriftführer und Kassier Martin Zeidler gewählt. Pfarrer Nießner gehört dem Vorstand kraft seines Amtes an. Zu Kassenprüfern wurden Franz Heggenstaller und Josef Hofberger bestellt. Nun konnte der Vorstand die Baumaßnahme auf den Weg bringen. Herr Hell zeichnete unentgeltlich den Bauplan, der dann Mitte April 1990 bei der Gemeinde eingereicht wurde. Gleichzeitig beantragte der Vereinsvorstand Zuschüsse bei der Verwaltungsgemeinschaft Kühbach, dem Landratsamt Aichach-Friedberg und der Bischöflichen Finanzkammer Augsburg. Die Gemeinde und die Bischöfl. Finanzkammer erklärten sich bereit, den Kapellenbau mit rd. 8 Tsd. bzw. 15 Tsd. DM zu unterstützen.
Ursprünglich war geplant, noch im Herbst 1990 das Fundament der Kapelle fertig zu stellen. Wegen terminlicher Schwierigkeiten konnte aber nur mehr mit den Schalungsarbeiten begonnen werden. Am 15. März 1991 wurde dann das Fundament betoniert und am Ostersonntag, dem 31.März, erfolgte unter großer Beteiligung der Pfarrgemeinde sowie der Fahnenabordnungen aller Vereine die offizielle Grundsteinlegung durch Pfarrer Adolf Nießner. Den Kapellenplatz hatten Mitglieder des Frauenbundes festlich geschmückt.
In den folgenden Monaten waren Vereinsmitglieder mit Eifer dabei, die Außenmauern und den Turm zu erstellen. Die Ziegel stiftete das Ziegelwerk Renz aus Oberbernbach. Als nächstes bedeutendes Ereignis folgte die Glockenweihe am 30. Juni 1991. Pfarrer Nießner verlegte - um genügend Zeit zu haben - den Sonntagsgottesdienst in die Abendstunden, der Frauenbund übernahm es, die Glocke festlich zu schmücken und der Kirchenchor studierte eigens einige neue Lieder ein, um die Hl. Messe feierlich zu umrahmen. Im Anschluss an den Gottesdienst zog die ganze Pfarrgemeinde nach Rettenbach zur Baustelle, wo die Glocke im Turm eingehängt wurde.
Als nächstes waren die Zimmerleute auf der Baustelle gefordert. Der Bau des nicht ganz einfachen Dachstuhls wurde von der Firma Tyroller aus Peutenhausen übernommen. Wie zu sehen ist, wurde diese Aufgabe von Herrn Tyroller und seinen Mannen mit Bravour gelöst. Im Herbst 1991 erfolgte der Einbau der Fenster durch die Schlosserei Kattner aus Aichach, die Verglasung führte die Aichacher Firma Glas Hansel aus. Die Spenglerarbeiten übernahm - teils ohne Kosten für den Verein - die Fa. Josef Hofberger, Unterbernbach, und von der Firma Hubert Pupeter, Unterbernbach wurde kostenlos der Estrich verlegt. Wenn auch die Dachdeckerarbeiten witterungsbedingt nicht mehr vollständig abgeschlossen werden konnten, so war der Bau nun doch winterfest.
Nun wurde mit den konkreten Planungen für den Innenausbau begonnen. Ende Oktober 1991 fuhr der Vereinsvorstand nach Oberammergau, um eine Muttergottesstatue zu erwerben. Man entschied sich für eine sehr ausdrucksstarke Marienfigur, eine Nachbildung der Blutenburger Madonna. Darüber hinaus wurden eine Christusfigur sowie ein Kerzenleuchter in Auftrag gegeben. Die Marienstatue (DM 6300,-) wurde von einem anonymen Spender finanziert. Ferner erhielten Aufträge das Steinmetzgeschäft Reichart aus Aichach zur Anfertigung des Altars sowie die Schreinerei Zöttl aus Radersdorf zum Bau der Türe und des Gestühls. Im Februar 1992 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Nachdem zwischenzeitlich die Türe gesetzt war, konnten die beiden unermüdlichen Maurer Richard Stegmayer und Josef Grabler darangehen, den Steinboden zu verlegen. Mitglieder des Jugendvereins „Berabeker Stierbeidl" ließen es sich nicht nehmen, die Kapelle innen auszumalen. Im April und Mai schließlich wurde der Außenputz aufgebracht.
Die Arbeiten gingen nun langsam dem Ende entgegen. Anfang Juni stellte die Oberammergauer Schnitzwerkstatt Hans Klucker die Muttergottesstatue, den Christuskörper sowie den Kerzenleuchter auf. In den ersten Julitagen erfolgte dann der Einbau des Gestühls und des Altars.
Die Einweihung erfolgte am 15. August 1992.
Gemeinde: Kühbach
86556 Kühbach-Unterbernbach-Rettenbach