Vor vielen hundert Jahren, als der große Krieg im Lande herrschte, kam auch über das Holzland viel Elend und Not. Nach den Überfällen und Plünderungen feindlicher Soldaten ging zu allem Unglück noch der schwarze Tod im Lande um und suchte auch im Dorfe Kemnat seine Opfer. Gegen diese schreckliche Krankheit war kein Kraut gewachsen. Alt und jung, reich und arm, Herr und Knecht raffte sie jähr und jammervoll dahin.
So klagten allerorts die Leute. Beim Schalk Bartl fing es an. Die Großmutter war die erste, die sich der schwarze Tod holte. Dann folgten die Tochter, der Bauer und die Kinder. Knechte und Mägde hatten daraufhin fluchtartig das Dorf verlassen. Nur einer war noch geblieben, der Hias.
Er schob die Toten auf dem Pestkarren den Weg nach Thalhof entlang und vergrub sie tief im Wald. Dann griff die Seuche auf das Strohbauernanwesen über. Über Nacht starb die Familie mit Knecht und Magd. Dem Hias, der immer in der Scheune bei seinen Rössern die Nacht verbrachte, wurde die Sache unheimlich. Er fuhr die Leichen nicht mehr in den Wald, sondern vergrub sie gleich im Garten hinter dem Strohbaueranwesen.
Nachdem er seine traurige Arbeit verrichtet hatte, begab er sich wieder zur Scheune, in Gedanken versunken, was jetzt wohl werden würde. Er war der einzige Überlebende. Warum gerade er, dachte er und wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Als er das Scheunentor öffnen wollte, hob sich dieses krachend aus den Kegeln. Der Hias war so überrascht, dass er nicht mehr davonlaufen konnte. Er wurde vom Scheunentor erschlagen.
Später hat man die Pestkapelle und das Pestkreuz im Garten des Strohbauern errichtet, zur Erinnerung an die schreckliche Pestzeit in Kemnat, die nicht ein einziger überlebte.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
| Entstehung | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
| Bezug | |
| kurze Inhaltsbeschreibung | |
| Entstehungszeit |
Gemeinde: Schiltberg
Kemnat