Wo die Unterbergener Straße von der alten Römerstraße von Augsburg nach Salzburg gekreuzt wird, liegt noch heute ein rundbearbeiteter, römischer Meilenstein auffallend quer im Erdboden. Das Volk nennt diesen Meilenstein den "verschwundenen Mehlsack" nach folgender Sage.
Einmal fuhr ein Fuhrmann mit seinem Wagen, der mit Mehlsäcken schwer beladen war, auf der schlechten und grundlosen Straße. Die Pferde legten sich aus Leibeskräften in die Stränge, dort an der Straßenkreuzung aber erlahmten ihre Kräfte und sie blieben stehen. Der rohe Fuhrmann schimpfte auf die Pferde ein, schrie und fluchte das Blaue vom Himmel herunter. Schließlich schlug und trieb er mit der Peitsche auf die armen Pferde ein, dass die Striemen fingerdick aufquollen. Er fluchte so hässlich, dass die Sonne zitterte: Aber es half alles nichts, der Wagen tat keinen Ruck. Da geriet der Fuhrmann vor Zorn außer sich und verwünschte die ganze Ladung und brüllte: "Da soll doch gleich das verfluchte Mehl zu Stein werden." Dabei schlug er wie von Sinnen auf die Tiere ein, wo er gerade hin traf.
Plötzlich plumpste mit dumpfem Schlag ein voller Mehlsack vom Wagen und bohrte sich tief in den weichen Erdboden neben der Straße. Jetzt wurde der Fuhrmann stutzig. Mit Mühen und Plagen versuchte er den Sack zu rücken und zu schieben und wieder auf den Wagen zu heben. Nun ging's ihm mit dem Sack wie seinen Pferden mit dem Wagen. Da ging er in sich und gab klein bei. Mit Schrecken nahm der gottlose Flucher wahr, dass die Gottesgabe zu Stein geworden war. Noch heute liegt dieser "steinerne Mehlsack" an jenem Platze als Wahrzeichen für wüste Flucher und rohe Tierquäler.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
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| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
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| kurze Inhaltsbeschreibung | |
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Gemeinde: Schmiechen
Unterbergen