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Das wundertätige Vesperbild

Einst verirrte sich in den unwegsamen Wäldern, welche damals noch unser Gebiet bedeckten, ein Ritter. Tagelang suchte er nach einem Ausweg, umsonst. Da gelobte er in höchster Not, der Lieben Frau zu Ehren eine Kapelle errichten zu lassen, wenn er je wieder herausfände. Wirklich! Der Wald lichtete sich und er entdeckte einen Weg, der Ross und Reiter zum Waldrand führte. Plötzlich hielt das Pferd an und war nicht zu bewegen, einen Schritt weiterzugehen. Unruhig scharrte es mit den Vorderhufen im Boden, als sei dort etwas vergraben. Kopfschüttelnd stieg der Ritter vom Pferd und blickte sich suchend um. Da sah er nun selbst einen Gegenstand aus der Erde schimmern. Neugierig hob er das Gebilde vollends aus und hielt schließlich ein Muttergottesbild in der Hand. Gläubig nahm er dies als Zeichen des Himmels, wohin er die versprochene Kapelle bauen sollte. Der Ritter hielt Wort. Schon bald ließ er die Kapelle errichten und stellte auf ihren Altar das gefundene Bildnis auf: eine thronende Muttergottes, den Leichnam Christi in ihrem Schoß haltend.
Aus der Fundstelle aber war inzwischen eine heilkräftige Quelle entsprungen. Um sie vor Verunreinigungen zu schützen, wurde schon bald ein Schutzdach über dem Brünnlein erstellt. Bald zogen viele Menschen zum Vesperbild nach Maria Kappl. Die Muttergottes half immer mehr Menschen in ihrer Not.
Bald konnte die kleine Kapelle den Zustrom der Menschen nicht mehr fassen. Ein größerer Bau wurde beschlossen, in den die alte Kapelle als Seitenkapelle mit einbezogen wurde. Dann wurde das Gnadenbild vom Altar herabgenommen und auf den neuen prächtigen Hochaltar übertragen. Tags darauf aber fand es sich nicht mehr dort. Der Mesner staunte nicht schlecht, als er es wieder auf seinem alten Platz entdeckte, an den es über Nacht wieder zurückgekehrt war. Der Pfarrer trug es wieder nach vorne. Aber noch zweimal musste der Hochwürdige Herr am Morgen feststellen, dass die Gottesmutter wieder an ihren alten Platz zurückgekehrt war. Erst als der Pfarrer das wundertätige Bild in einem feierlichen Gottesdienst in der vorgesehenen Nische im Hochaltar segnete und mit der versammelten Gemeinde das Ave Maria betete, blieb es dort, wo es heute noch steht.
Die Muttergottes hielt auch während des 30jährigen Krieges ihre schützende Hand über ihr Gotteshaus. Der Schwed zog zur Winterzeit gen Schmiechen, um die Wallfahrtskirche und die dort befindlichen Fuggergräber, in denen sie reiche Schätze vermuteten, zu plündern und zu schänden. Da sprengten sie in Scharen vom Lech her bis zu den Fischweihern, in welchen die Schmiechach unweit der Kirche gestaut war. Auf einmal zog sich eine dünne Eisdecke über die kleinen Seen. Gleichzeitig fing es an, in dicken großen Flocken zu schneien. Bald war das brüchige Eis vom festen Schneeboden nicht mehr zu unterscheiden. Während die beutegierigen Schweden heranritten, verdichtete sich der Flockentanz immer mehr. Und blindlings galoppierten die Schweden dahin und gerieten auf die dünne Eisdecke. Schreiend und hilferufend brachen die Pferde mit ihren Reitern ein und ertranken bis auf den letzten Mann.
Wo einst die Fischweiher waren, findet man bis heute ab und zu kleine Hufeisen, welche noch von den Pferden der Schweden stammen sollen.

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Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
Anmerkung
Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
Bezug
kurze Inhaltsbeschreibung
Entstehungszeit

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Schmiechen


Schmiechen

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