Wittelsbacher Land Kulturdatenbank | Zurück

Ulrichsmarterl bei Sand

Untrennbar mit der Ortsgeschichte von Todtenweis ist das Ulrichsmarterl im Ortsteil Sand verbunden und um die Errichtung ranken sich mehrere Sagen. Der Bildstock ist dem Hl. Ulrich, der zusammen mit der Hl. Afra Kirchenpatron der Todtenweiser Pfarrkirche ist, gewidmet. Die Pfarrgemeinde ist sich dieser besonderen Verehrung des Hl. Ulrichs bewusst und hat sich immer wieder um die Renovierung bzw. Wiederherstellung dieses Wahrzeichens verantwortlich gezeigt.

Der heutige Bildstock wurde 1993 in Sand an der Thierhauptener Straße im Einmündungsbereich der Kapellenstraße neu errichtet und eingeweiht. Die Darstellung des Hl. Ulrich mit vier verschiedenen Motiven wurden vom Todtenweiser Grafiker Bruno Ullmann geschaffen. Die Bilder zeigen: Ulrich der Friedensstifter; Ulrich und sein Dienst an den Armen; Ulrich und die Erneuerung der Kirche; Ulrich der Heilige.

Leider konnte der Bildstock nicht mehr an seinem traditionellen, historisch überlieferten Standort nördlich der Kreisstraße zwischen Todtenweis und Sand in Höhe des Kieswerks Seemüller errichtet werden. Dieser Platz, der bereits seit 1813 durch die Aufnahme des Marterls in die Urkataster-Aufnahme dokumentiert ist, war bedingt durch die Nutzung des Grundstücks als Kieswerksgelände und durch den Ausbau der Kreisstraße, nicht mehr als Standort für ein solches Kleinod geeignet.

Ein Marterl soll zum Verweilen und Beten einladen und dies wäre an der zwischenzeitlich stark frequentierten Kreisstraße zusammen mit dem Kieswerks- und Straßenlärm und der jeweils damit einhergehenden Verschmutzung nicht mehr möglich gewesen.

Der letzte Bildstock an diesem historischen Standort war eine gemauerte Steinsäule mit dem Bild des Hl. Ulrich, etwa 190 cm bis 200 cm hoch. Er wurde auch als Sandweg-Seila (Säule am Sandweg) bezeichnet. Das Bild zeigte den Hl. Ulrich, wie er auf einem Pferd den Segen erteilt. Darunter eine Gravur mit dem Spruch: St. Ulrich, bitte für uns. Diese Gedenksäule war 1955 auf Betreiben vom damaligen Ortspfarrer Karl Michler im Zusammenhang mit den Tausendjahr-Feierlichkeiten der Lechfeldschlacht von 955 renoviert und neu aufgerichtet worden. Die Einweihung fand am 8. August 1955 abends nach einer feierlichen Lichterprozession von Todtenweis nach Sand statt.

Die erste überlieferte Renovierung des alten Bildstock ist für Anfang des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Gustav Euringer, Autor des berühmten Augsburger Wanderbuchs "Auf nahen Pfaden", erwähnte in einer seiner Wanderungen, die ihn um 1900 auch in das Gemeindegebiet von Todtenweis führt, den Bildstock als eine mittelalterlich scheinende gemauerte Martersäule. In einer später wiederholten Wanderung, die ihn um 1913 erneut an dieser Stelle vorbeiführte, bemerke Euringer, dass das Marterl erneuert wurde.

Um die Errichtung dieses Wahrzeichens ranken sich mehrere Legenden,die ihre Entstehung vor allem der Lechfeldschlacht
im Jahr 955 verdanken. Sie war der Endpunkt der Ungarneinfälle und endete mit einem Sieg Ottos des Großen. Der Sieg auf dem Lechfeld bei Augsburg gilt als einer der bedeutendsten in der deutschen Geschichte. In Bayern gibt es verschiedene Legenden um diese Schlacht und der heilige Bischof Ulrich wurde im laufe der Zeit zu einem Teilnehmer der Schlacht, was historisch bisher nicht belegbar ist.
Neben der Legende von der Totenwiese bei Sand und der daraus gefolgerten Entstehung des Ortsnamens sowie der Volkssage, wonach der hl. Ulrich an dieser Stelle den Segen vor der Schlacht erteilt habe (siehe Kategorie Geschichten, Sagen und Legenden) gibt der ursprüngliche Standort jedoch Anlass für weitere Spekulationen. Der alte Standort lag nämlich gegenüber der Abzweigung des alten Burgweges, der über einem alten Hohlweg südwärts zum Burgstall führte. Dort stand eine Burg der Pfalzgrafen von Wittelsbach. Die Pfalzgrafen hatten die Vogteirechte über den Besitz des Klosters St. Ulrich und Afra auf der rechen Seite des Lechs erhalten und hatten sich zur Ausübung der Vogttätigkeiten in Todtenweis die Burg dort erbaut. Sie wurde erstmals im Jahr 1177 erwähnt und 1862 war noch niederes Gemäuer vorhanden. Der Bildstock könnte neben seiner religiosen Bedeutung auch als Wegmarke gedient haben und dabei die Stelle bezeichnet haben, wo der alte Weg zur Burg abzweigte.

In vielen Legenden steckt oft ein Stück Wahrheit und da das Gemeindegebiet Todtenweis tatsächlich mit hoher Warscheinlichkeit von der Lechfeldschlacht berührt wurde, ist der Zusammenhang damit erklärbar. Am Ende dieser großen Feldschlacht, wobei die genaue Lage des Schlachtfeldes bisher umstritten ist, befanden sich die Ungarn auf der Flucht zurück in Richtung Osten. Kreisheimatpfleger Walter Pötzl identifiziert das Gebiet zwischen Steppach, Stadtbergen, Pfersee, Oberhausen und Neusäß und damit auf die Westseite des Lechs. Bei Langweid und bei Herbertshofen sind alte Lechfurten überliefert und so ist es denkbar, dass ein Teil der flüchtenden Ungarn gerade an solchen Furten den Übergang zurück auf die östliche Lechseite suchten.In der direkten Umgebung des unteren östlichen Lechrains hatte König Otto jedoch im Vorfeld die Burgställe und Ungarnwälle (davon allein drei bei Todtenweis) bemannen lassen. So ist denkbar, dass einem Teil der flüchtenden Magyaren auch hier im Gemeindegebiet von Todtenweis-Sand der Rückweg abgeschnitten, sie dort in die Enge getrieben und niedergemacht wurden.

Kategorien

Stichwörter

Eigenschaften

Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
LageDer Bildstock steht in Höhe der Einmündung der Kapellenstraße in die Thierhauptener Straße in Sand.
EntstehungszeitEs ist nicht bekannt, wann das erste Ulrichsmarterl in Sand aufgestellt wurde
Verfasser bzw. ErfasserFranz Riß: Gebetsstätten in der Gemeinde Todtenweis, Todtenweis 2009, Manuskript im Gemeindearchiv.

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Todtenweis

Thierhauptener Straße
86447 Todtenweis

Google Maps