Zwischen 1860 und 70 soll es gewesen sein! Damals, wie noch viele Jahre später, war es üblich, dass während der Faschingstage besonders der ärmere Teil der Bevölkerung sich verkleidet in die Nachbardörfer begab, sich lärmend und tollend von Haus zu Haus trieb und für den Spaß die Gaben einheimste, die ihm die frohen Menschen gaben.
Sieben Sielenbacher Männer, wohl vermummt und verkleidet, beschlossen damals, in Richtung Thalhausen zu wandern. Durch den tiefen Schnee stapften sie die Greppe beim Schuleck hinaus. In dicken, weißen Wolken stand der eisige Atem vor ihrem Mund. Oft und oft mussten sie verschnaufen. Weit auseinander gezogen marschierte die Kette. Der erste der Sieben wollte oben am halben Berg gerade um die Ecke biegen, da blieb er doch nochmal stehen, holte tief Atem und sah zurück auf die weißen Dächer und den blauen Rauch, der aus den Kaminen kringelte. Und da unten stapften die Männer, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben! Wo kommt der Achte her? Und alle gleich verkleidet, alle die gleiche Larve. Nur einer hüpft! Warum das? Warum geht er so eigenartig?
Der Erste traf bei ihm ein. Entsetzt wies er ihn auf seine Entdeckung hin und zählte ihm vor: Wir zwei, drei, vier fünf, sechs, sieben, acht und noch dazu hoppelt der da in der Mitte, fast als wenn er einen Holzfuß hätte! Schließlich waren sie alle beisammen. Immer wieder hatten sie gezählt und immer mit dem gleichen Ergebnis. Und nun sahen sie auch, dass der eine Hopser zu dem einen richtigen Fuß noch einen Geißfuß hatte. Am liebsten wären sie alle auf und davon gerannt. Aber nicht einmal dazu hatten sie mehr den Mut. Der Teufel war bei ihnen, das stand fest.
Da kamen sie oben am Berg an das Kreuz, neben dem jetzt die beiden Birken stehen. Als wenn es vereinbart gewesen wäre, schlug jeder ein Kreuz über sich, und siehe da: der letzte war fort, spurlos verschwunden. Aber den Siebenen war auch die Lust vergangen. Ihr Leben lang gingen sie nicht mehr maskiert.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
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| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
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| kurze Inhaltsbeschreibung | |
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Gemeinde: Sielenbach
86577 Sielenbach