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Der Bilmeßreiter

In der Johannisnacht, auch an Pfingsten und Fronleichnam am Morgen vor dem Gebetläuten und am Abend nachher, auch wenn das Getreide zu reifen beginnt, jagt der Bilmeßreiter durch die Felder. Er sitzt verkehrt, also mit dem Blick nach rückwärts auf einem Ziegenbock, der der Teufel ist, und mäht das Getreide eine Handbreit unter den Ähren mit einer Sichel ab. Man nennt das den Durchschnitt. Wenn es einem Frühaufsteher gelingt, einen solchen Geißbockreiter zu sehen, so läuft der dann sein Leben lang mit einer Wunde am Fuß oder Arm herum. Die heilt nie mehr und da könnte er noch so viele Salben und Traktätlein darauf schmieren. Es nützte ihm alles nichts. Er ist für sein Leben "gemerkt", sagen die Leute.
In Raderstetten und Heretshausen soll er schon einmal gesehen worden sein. Im Jahre 1935 ritt der Bilmeßreiter hier wieder einmal durch die Felder. Der betroffene Bauer glaubte fest, dass ein Drittel seiner Ernte dem Bilmeßreiter gehört.
Es gibt nur ein Mittel dem Schaden abzuhelfen, wenn man den ersten Wagen rückwärts zur Tenne einfährt, oder wenn man beim Dreschen zuerst dürre Tannennadeln durch die Dreschmaschine laufen lässt.
Der Bilmeßreiter soll ein wohlhabender Bauer aus einem Dorf der Umgebung sein. Sein Vorfahre auf dem Hof soll ebenfalls dieses "Gewerbe" ausgeübt haben. Er konnte so lange nicht sterben, bis der Erbe dadurch, dass auch er dieses Amt weiter übernahm, jede Schuld von ihm nahm.

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Eigenschaften

Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988
Anmerkung
Entstehung
Verfasser bzw. ErfasserKarl Christl und Franz Xaver Riedl
Bezug
kurze Inhaltsbeschreibung
Entstehungszeit

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Sielenbach


86577 Sielenbach

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