Eine Frau ging früher immer von Sielenbach nach Augsburg. Als sie eines Abends wieder heimmarschierte, begegnete ihr bei Schönberg ein schwarzes, winziges Männlein und versperrte ihr den Weg. Nun erklärte ihr der hässliche Zwerg: "In ein paar Tagen maßt du deine schönste Kuh schlachten". Sagte es und verschwand. Und richtig traf das Unglück ein.
Durchs Osterholz ging von der Kirche einmal ein junger Mann heim. Da begegnete ihm ein Wichtelmännlein. Eine Zeitlang trippelte es neben dem Manne her. Plötzlich bemerkte der, dass das Wichtlein einen schweren Sack auf dem Rücken trug, doch er half ihm nicht. Als sie nun aus dem Walde waren, vertrat ihm das Männlein den Weg und sprach: "Deine Tänzerin wird in vier Tagen im Grabe sein". Kaum hatte das Männlein das gesagt, war es schon verschwunden. Und wirklich, als nach vier Tagen das Mädchen, mit dem der junge Bauer getanzt hatte, vom Tanzboden heimging, fiel es zu Hause um und war tot.
Ein Mann ging eines Abends beim jetzigen Feuerhaus über die Ecknachbrücke. Da hörte er unter der Brücke den Ruf: "Zieh mich raus! Zieh mich raus!" Als er nachschaute, ragte da eine Zipfelkappe aus dem Wasser. Er zog daran und siehe da, es kam ein Zwerglein zum Vorschein, das aber ohne Dank davonlief.
In der "Schindkuchel" soll früher ein kleiner, hohler Berg gestanden sein, der den Zwergen als Wohnung diente. Kam nun ein Mensch in ihre Nähe, so liefen sie alle herauf, nahmen Erde in ihre kleinen Händchen und bewarfen den Eindringling so wild, dass dieser wohl oder übel wieder umkehren musste, Früher war der Wald am Burgstall viel größer. Wenn man da um Mitternacht hinging, so konnte man da winzige Männlein laufen und arbeiten sehen. Sie sammelten wohl für den Winter Holz. Der Besitzer des Waldes ärgerte sich darüber und ließ einmal auf die Männlein schießen. Von der Stunde an sah und hörte man nichts mehr von ihnen.
Ein Bauer, dem der Knecht mitten während der Ernte davongelaufen war, beschloss bei sich, anderntags allein das Korn zu mähen. Als er nun zeitig des Morgens, die Sense am Rücken, hinausging, war zu seinem nicht geringen Erstaunen das ganze Korn gemäht und auch schon aufgerichtet in Kornmandeln.
In einem Dorf in der Nähe von Sielenbach kamen jeden Tag um Mitternacht Zwerge in die Kirche. Einer machte den Priester und einer spielte die Orgel. In den Bänken wimmelte es von kleinen Andächtigen.
Als die Leute aber allzu neugierig Nachschau hielten, sahen sie nichts mehr. Die Wichtel blieben unsichtbar. Aber man hörte den Priester, der die Messe las. Und außerdem spielte die Orgel.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
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| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
| Bezug | |
| kurze Inhaltsbeschreibung | |
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Gemeinde: Sielenbach
86577 Sielenbach