Ein Knabe ging mit seinem Vater nachts über die Brücke bei Morabach. Da schrie eine Nixe immerfort: "Da bin ich!" Kalter Schauder packte da beide und schnell gingen sie ihres Weges weiter. Als sie ein gutes Stück vorbei waren und dem Wasser den Rücken gekehrt hatten, hörten sie den Ruf nicht mehr.
Aber vor uralter Zeit wohnte im Brünnlein in der Wolfersbacher Wiese eine Nixe. Am Abend ging sie immer heraus und tummelte sich auf den Fluren. Eines Tages schaute einmal ein Mann in das Brünnlein. Das Wasser war ganz rot. Er war von dem Anblick so gebannt, dass er den ganzen Tag stehen blieb. Am Abend ging das Wasser plötzlich auseinander, und es kam ein Weib mit roten Haaren, weissem Rocke und roten Schuhen an die Oberfläche. Als der Mann das Weib sah, lief er davon. Die rothaarige Nixe aber rief ihm nach: "Bleib nur hier, geh her zu mir!" Der Mann getraute sich nicht, blieb aber doch stehen. Die Nixe schlich sich zu ihm. Der Mann erschrak und konnte sich nicht mehr rühren. Die Nixe wiederholte ihren Ruf, fasste ihn bei den Händen, liebkoste ihn und nahm ihn mit hinunter in ihr unheimliches Reich.
Der Mann wurde nie wieder gesehen. Heute noch nennen manche Leute das Brünnlein Hexen- oder Zauberbrünnlein.
Der Besitzer soll eines Abends hinausgegangen sein und Weihwasser in den Brunnen geschüttet haben. Auf alle Fälle lässt sich seit langem dort keine Nixe mehr bemerken.
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl: Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
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| Verfasser bzw. Erfasser | Karl Christl und Franz Xaver Riedl |
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| kurze Inhaltsbeschreibung | |
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Gemeinde: Sielenbach
86577 Morabach