"Einem Kühbacher Bauern begegnete einmal ein Riese. Es ging schon gegen Weihnachten. Das Wetter war, wie es in dieser Zeit im Paartale gern ist, diesig und trüb. Unten im Tal zog dichter, milchiger Nebel, der sich dann und wann in besonders schweren Schwaden über die Strasse legte.
Um diese Zeit fuhr ein Bauer von der Schranne heim. Zeitig des Vormittags hatte er seine Säcke nach Aichach gebracht. Nun war er auf dem Rückwege. Es dunkelte schon etwas. Die Pferde hatten keine schwere Arbeit mit dem leeren Wagen. In flottem Tempo zogen sie ihre Strasse dahin. Locker hing der Zügel. Gleichmässig schwenkte das grosse Dachsfell am Kummet, das vor allem Bösen schützen sollte. Der Bauer aber sass verträumt auf dem Wagen und rechnete schon im Stillen mit der stattlichen Summe, die er bei sich trug.
Plötzlich war ihm, als ob die Pferde nicht mehr so ruhig gingen. Und wirklich: Sie zogen unregelmässig, die Waage war schief, sie hoben den Kopf und schnaubten. Ihre Muskeln waren gespannt, als ob sie eine schwere Fuhre zu ziehen hätten. In grossen Wolken stand der Atem vor ihren Nüstern. Sie keuchten schliesslich. Es schien, als ob sie zu schwitzen begännen. Sie witterten Gefahr! Zum Teufel! Der Bauer machte schnell einen Griff nach der breiten Schnalle seines Gürtels, der ja sein gutes Geld barg und nach dem festen Messer, das an der Seite in der ledernen Hose stak, und mit einem lauten Peitschenknall und kräftigem Hühott trieb er die beiden Fuchsen an. Was mag das bloss sein? Immer schwerer hingen die Braunen in den Sielen (Seilen), immer tiefer ging ihr Atem, und zudem: Immer unruhiger wurden sie.
Plötzlich war auch dem Bauern, als ob er etwas Unheimliches verspürte. Mit grossen Augen durchbohrte er die Dämmerung. Vor ihm nichts, aber sein Herz stand ihm still: Hinten auf dem Wagen sass eine riesenhafte Gestalt, so gross, dass der Kopf schier zu den Kronen der Bäume, die neben der Strasse standen, reichte. Zum Glück war der letzte Hügel schon erreicht. Von der Mulde unten grüssten die Lichter. Eben kam das Fuhrwerk am Keller vorbei. Da gab es dem Wagen einen Ruck. Der Riese war mit einem Male verschwunden."
Karl Christl und Franz Xaver Riedl, Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg
Quelle: Felix Albert Huber
| Verfasser bzw. Erfasser | K.Christl, F.X. Riedel, Winkler-Verlag 1988 |
| Bezug | Kühbach |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Auf dem Fuhrwerk eines Bauern fuhr der Teufel mit |
| Karl Christl und Franz Xaver Riedl, Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, S. 96, Aichach 1988 | |
| Anmerkung | |
| Entstehung | |
| Entstehungszeit |
Gemeinde: Kühbach
86556 Kühbach