Es war in jener Zeit, als das edle Rittertum schon seltener, die Städte aber durch ihren Handel reich geworden waren. So zog es viele dorthinein, denn da konnten sie freie Bürger werden. Unter den Knechten und Mägden der Ritter ging gar bald der Spruch um: "Komm, geh in die Stadt. Stadtluft macht frei" So kam es also, dass viele der edlen Herren bald niemanden zum Bestellen der Felder hatten. So ging es auch dem Ritter Hans von Eurasburg. Da das Geld zum Leben nicht mehr reichen wollte, wurde er zum Raubritter. Dieser finstere Geselle lauerte an den Zufahrtsstraßen der Städte, raubte und plünderte mit seinen Knappen, was nur herging. Kein Pfeffersack war vor ihnen sicher.
Eines Tages kam ihm ein gar schönes Edelfräulein vor das Angesicht. Sie hieß Agnes und lebte in Friedberg. Stürmisch riss er sie an sich und begehrte sie zur Frau. Doch Agnes hatte ihr Herz schon längst einem anderen, dem Grafen Ulrich von Möring versprochen. Voll Abscheu und Spott lachte sie ihm ins Gesicht. Der Eurasburger wollte es nicht glauben, kniete nieder und flehte sie an. Nichts half. Das Mädchen blieb hart. Da fuhr der blanke Hass in sein Herz und fortan sann er auf Rache. Immer öfters zog es den Grafen von Möring zu seiner Herzensminne nach Friedberg. Das glückliche Paar aber ahnte noch nicht, welch bitteres Unheil sich über sie zusammenzog.
Eines Tages fand man den Pfleger von Friedberg ermordet auf. In seiner Brust stak ein Dolch. Es war unfassbar, was sich herausstellte. Der Dolch gehörte dem Grafen Ulrich von Möring. Sein Wappen verriet es. So sehr der Graf seine Unschuld beteuerte, man glaubte ihm nicht. Die geliebte Agnes aber, bei der er in Wirklichkeit war, durfte nicht schwören, denn das strenge Gesetz der hohen Minne erlaubte es dem Grafen nicht, darüber zu sprechen und sein Liebstes zu verraten. Groß war die Not. Der Eurasburger verfolgte im blinden Hass sein wehrloses Opfer. Nur er wusste, dass die Waffe gestohlen und er selbst der Mörder war. Graf Ulrich wurde zum Tode durch das Schwert verurteilt und musste das schreckliche Schicksal auf sich nehmen. Bevor er aber den letzten Gang zum Köpfhäusl antrat, sprach er laut zum umstehenden Volk: "Zum Zeichen meiner Unschuld soll an der Stelle meines Hinscheidens eine Föhre wachsen." Erst in den Nachkriegsjahren wurde dort eine Föhre gefällt, von der man erzählte, sie sei die "Blutsföhre von Friedberg".
| Martin Schallermeir: Mering. Aus Vergangenheeit und Gegenwart, 1983 | |
| Verfasser bzw. Erfasser | Martin Schallermeir: Mering. Aus Vergangenheeit und Gegenwart, 1983 |
| Entstehungszeit | spätes Mittelalter |
| Bezug | zu den Orten Mering und Friedberg |
| Anmerkung | Karl Christl und Franz Xaver Riedl, Sagen und Erzählungen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Aichach 1988 |
| kurze Inhaltsbeschreibung | Die Sage berichtet vom letzten Merigner Grafen, der aus Neid durch eine Intrige des Ritters Hans von Eurasburg hingerichtet wurde. |
Gemeinde: Mering
86415 Mering