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Todtenweis

Die Lechraingemeinde Todtenweis mit seinen beiden Ortsteilen Bach und Sand liegt im westlichen Teil des Landkreises Aichach-Friedberg. Das Gemeindegebiet zählt im östlichen Bereich zur Aindlinger Terrassentreppe als Teil des tertiären Hügelland, im westlichen mit dem weitaus größeren Teil zum Lechfeld bzw. den Lechauen. Jahrhunderte war der Lechrain nördlich von Friedberg bis Rain am Lech nicht nur die natürliche, sondern auch die politische Grenze zwischen Baiern und dem Land Schwaben. Auch wenn die bis 1972 oberbayerische Ortschaft mit dem Landkreis Aichach im Zuge der Gebietsreform zum Regierungsbezirk Schwaben zugeordnet wurde, bleibt die stammesmäßige Zugehörigkeit bairisch (Wittelsbacher Land). Todtenweis liegt ca. 7 km östlich des Lechs, der flussabwärts ab Augsburg bis zur Mündung in die Donau bis in die heutige Zeit eine der ausgeprägtesten Sprachgrenzen in Süddeutschland ist.

Die Ortsflur von Todtenweis ist reich an archäologischen Fundstellen. So belegen Funde aus der mittleren Jungsteinzeit (um 4500 v. Chr.) der Hügelgräberbronzezeit (1500-1300 v. Chr.) und der Hallstattzeit (800-500 v. Chr.) eine fast ununterbrochene Anwesenheit des vorgeschichtlichen Menschen. In Sand befindet bzw. befand sich das größte Grabhügelfeld der keltischen Hallstattleute im Landkreis. 1966 wurden hier noch 230 erkennbare Grabhügel gezählt, die in der Folgezeit teilweise abgetragen bzw. überbaut wurden. Bei der Ausweisung eines neuen Baugebietes am nördlichen Ortsausgang der Gemeinde wurden im Jahr 2005 bei archäologischen Untersuchungen der Außenbezirk einer eisenzeitlichen Siedlung (Zeitraum 800-15 v. Chr.) gefunden, die vermutlich im Zusammenhang mit den Gräberfeldern bei Sand steht.

Auch aus der Römischen Kaiserzeit (15 v. Chr. bis ca. 450 n. Chr.) finden sich bedeutende archäologische Befunde. Neben der bekannten Römerstraße Via Claudia, die westlich des Lechs als Ziel das Kastell Burghöfe bei Mertingen ansteuerte, verlief auch östlich des Lechs durch das Gemeindegebiet im Lechfeld eine Nebenstraße, die bis zur Donausüdstraße bei Oberpeiching führte. Von dieser Lech-Ost-Straße zweigte bei Sand eine Straße nach Osten ab und ihr Verlauf ist wahrscheinlich identisch mit dem der späteren Heerstraße. In der Nähe des vermuteten Verlaufs dieser Abzweigung fand man am Kabisbach bei der Anlage des Wasserrückhaltebeckens römische Überreste, die auf eine Siedlungsstelle und/oder Ziegelei schließen lassen. Funde aus einer römischen Siedlung im Bacher Lechfeld, die vielleicht nur eine reine Straßenstation mit Unterkunft für durchziehendes Militär auf der genannten Lech-Ost-Straße war und eine vermutete Villa am Lechrain bei Bach sind weitere Indizien für eine starke römische Präsenz in unserem Gebiet.

Nach dem Untergang des weströmischen Reiches blieb der Todtenweiser Raum nicht menschenleer. Etwa Mitte des 7. Jahrhunderts setzte die Landnahme durch die Alamannen ein, die von Westen her über den Lech kamen. Entlang der Lechleite werden immer wieder alamannische Gräber gefunden. Möglicherweise kam es beim Vordringen nach Osten zu Kontakten mit den nach Westen vordringenden Bajuwaren. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts lässt sich der Lech als Grenze zwischen Alamannen und Bajuwaren feststellen.

Der Ortsname Todtenweis

In einer Kaiserurkunde vom 26. Juni 1033 ist die erste schriftliche Nennung von Todtenweis dokumentiert. Kaiser Konrad II. bestätigte darin die Verfügung der knapp vier Monate davor verstorbenen Kaiserin Kunigunde. Die Kaiserwitwe hatte für das Seelenheil ihres schon 1024 verstorbenen Gemahls Kaiser Heinrich II. ein Gut im Ort Todtenweis (predium in loco Teitinwich) an das Kloster St. Ulrich und Afra gestiftet.

Der Ortsname ist vielfach missgedeutet worden. Der Volksmund leitete den Namen von Totenwiese ab und brachte diesen mit der Ungarnschlacht im Lechfeld des Jahres 955 in Verbindung. Aber auch die spätere Deutung, dass es sich bei Teitinwich, um die Wiese eines Adeligen namens Tatto, Taito oder Tetto handelt, ist nicht mehr zeitgemäß. Die neuere Forschung führt vielmehr das Grundwort auf althochdeutsch „wihs“ (= Dorf) zurück und das Bestimmungswort „Teitin“ ist der Genitiv des germanischen Namens „Teito“, in dem der Ortsgründer zu erkennen ist. Teitinwich bedeutet somit das „Dorf des Teito“. Die Sippe dieses Teito/Taito/Tato hatte offensichtlich auch Besitz in Taiting und Tattenhausen, eventl. auch in Derching und Dasing. Todtenweis dürfte damit zu den ältesten Siedlungsschichten am Lechrain gehören.

Die Schreibweisen des Ortsnamens änderten sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ständig. Bis zum 15. Jahrhundert lehnte sich die Schreibung noch stark an die ursprüngliche Form an und lautete überwiegend Taitenwis (1177, 1352), Taetenwis (1280), Taitenweiz (1330), Taitenweis (1416), Taytewiß (1440). Ab dem 16. Jahrhundert näherte sich die Schreibung mit Dottweis, Tottenweis, Tättenweis immer mehr der in Verbindung mit der Neubildung der politischen Gemeinden ab 1808/1818 festgeschriebenen Form Todtenweis an.

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Eigenschaften

QuelleWilhelm Liebhart: Todtenweis, in: Fritz Mayer u. Rudolf Wagner (Hg.): Der Altlandkreis Aichach. Beiträge zur Ortsgeschichte, Aichach 1979, S. 452-458.\r\nReinhold Schwarz: Zur Geschichte der Pfarrei Todtenweis, Aichach 1988.\r\nGabriele und Hubert Raab: Häuser- und Höfegeschichte. Die Todtenweiser Anwesen vom 14. bis ins 21. Jahrhundert, in: Todtenweis ? Vom Königshof und Klosterdorf zur modernen Gemeinde, Todtenweis 2008, S. 299ff.
Erste Beurkundung1033

Gemeinde & Adresse

Gemeinde: Todtenweis


86447 Todtenweis

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